„Helau“ oder „Alaaf“ gibt es in Marne nicht. Stattdessen ruft die Menge: „Marn’ hol fast“ – das ist Plattdeutsch und bedeutet: „Marne, halte zusammen.“ Um die 6.000 Menschen wohnen in dem kleinen Ort in Dithmarschen, der nur einige Kilometer von der Nordsee entfernt liegt, in einem Bundesland, in dem Rosenmontag eigentlich ein Werktag ist wie jeder andere.
Nicht so in Marne. „Hier machen alle mit“, betont Heiko Claußen, Präsident der Marner Karnevals Gesellschaft. Die Schulen schließen am Rosenmontag (12. Februar) um 12 Uhr, ihre Pausenhöfe werden zu Parkplätzen. Für 2024 haben sich etwa 50 Wagen für den Umzug durch die Kleinstadt angekündigt.
Mehr als 20.000 Schaulustige besuchten vergangenes Jahr den Rosenmontagsumzug. „Marne ist im Ausnahmezustand“, sagt Claußen. Auch im bundesweiten Vergleich gehöre Marne zu den wenigen Orten, wo Rosenmontag ein Umzug stattfindet. Vorbehalte der Norddeutschen kennt er jedoch auch. „Man muss schon häufig erklären, warum man das macht.“
2023 rollte etwa ein großes Schiff auf Rädern durch die Innenstadt, auch ein pinkfarbenes Barbie-Gefährt im Regen ist auf den Bildern zu sehen. „Alle sollen mitmachen können“, betont Claußen. Politische Motive sind in Marne selten, künstlerisch-aufwendig gestaltete Wagen gibt es nicht. Stattdessen herrscht allgemeine Kreativität.
1956 gab es erstmals einen Umzug in Marne. „Damals hatten sich die Gastwirte zusammengesetzt und überlegt, wie sie die Region auch im Winter beleben können“, erzählt Claußen. So entstand die Idee einer fünften Jahreszeit, die am 11.11. standesgemäß mit der Erstürmung des Rathauses beginnt. In der Geschichte der norddeutschen Narren kam es jedoch zum Zwist zwischen zwei Karnevalsvereinen, sodass erst seit 1978 Jahr für Jahr der Rosenmontagumzug stattfindet.
Heute hat die Marner Karnevals Gesellschaft etwa 300 Mitglieder und leistet Kinder- und Jugendarbeit in der Region, das ganze Jahr über. Es gibt Tanzgruppen für Kinder, wer älter ist, macht Musik. „In ganz Schleswig-Holstein sterben die Musikzüge, aber hier passiert das Gegenteil“, sagt Heiko Claußen. Bei Gründung des Zuges seien es 20 Mitglieder gewesen, heute 50.
Und noch etwas gehört seit einigen Jahren in die Faschingszeit: Am Sonntag vor dem Rosenmontag wird Karnevals-Gottesdienst in der örtlichen Maria-Magdalenen-Kirche gefeiert. Pastorin Anna Christ wird im Gottesdienst ihren Talar tragen. „Es kann aber sein, dass mir jemand eine Narrenkappe auf den Kopf setzt“, sagt sie.