Der deutsche Schriftsteller Marcel Beyer und der polnische Autor Tomasz Rosycki haben am Sonntag in Göttingen den deutsch-polnischen Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis aus den Händen von Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) erhalten. Die mit jeweils 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde von den Partnerstädten Torun und Göttingen gestiftet und zum 27. Mal vergeben, wie die Stadt Göttingen mitteilte.
Marcel Beyer (57) studierte Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft. Er ist Verfasser von Lyrik, Essays und Romanen, die sich immer wieder kritisch mit der deutschen Geschichte auseinandersetzen, insbesondere mit der Zeit des Nationalsozialismus. Beyer arbeitete als Lektor der Literaturzeitschrift „Konzepte“ und schrieb in der Musikzeitschrift „Spex“. Zudem war er „Writer-in-residence“ am University College in London und an der University of Warwick in Coventry. 1991 erschien Beyers erster Roman „Das Menschenfleisch“.
Tomasz Rosycki (53) studierte Romanistik und debütierte bereits während des Studiums mit dem Gedicht „Je vois la suite, juz po tamtej stronie“, das in der Zeitschrift Czas Kultury publiziert wurde. Nach dem Studium lehrte er bis 2006 französische Literatur und Sprache im Fremdsprachenlehrer-Kolleg und dann an der Universität in Opole (früher Oppeln). Zudem arbeitete er als Übersetzer, hauptsächlich von französischer Lyrik. Rosycki erhielt in Polen bereits höchste Auszeichnungen, anderem den Nike Preis. 2022 hatte er eine Gastprofessur an der Humboldt-Universität zu Berlin inne.
Mit dem Preis werden seit 1996 in jedem Jahr zwei Autorinnen oder Autoren ausgezeichnet, deren Werke Menschen, Gesellschaften und Nationen zum gemeinsamen Gespräch zusammenführen. Er ist nach dem polnischen Sprachforscher Samuel Bogumil Linde (1771-1847) benannt. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Günter Grass, Ryszard Kapuscinski, Christa Wolf, Herta Müller, Juli Zeh, Navid Kermani, Christoph Hein und Terezia Mora.