Kann man in einem Sozialen Netzwerk rassistische Diskriminierung nachweisen, per KI? Forscher aus Mannheim haben dazu ein “Feldexperiment” gemacht – mit rund 400 fiktiven Profilen auf der Online-Berufsplattform LinkedIn.
Mannheimer Wissenschaftler haben versucht, per Künstlicher Intelligenz (KI) rassistische Muster in der US-Gesellschaft auf dem Sozialen Netzwerk LinkedIn aufzuspüren. Dazu erstellten sie nach eigenen Angaben vom Dienstag auf LinkedIn mehr als 400 KI-generierte Profilbilder weißer und schwarzer junger Männer – und schickten Kontaktanfragen an 20.000 ebenfalls auf dem Karrierenetzwerk angemeldete Frauen und Männer in den USA.
Das Ergebnis der gemeinsamen Studie der Wissenschaftler des ZEW-Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (Mannheim) und der Universität Mannheim: “Kontaktanfragen schwarzer Menschen werden auf der Karriereplattform LinkedIn im Vergleich zu Anfragen weißer Menschen häufiger abgelehnt.”
Sobald jedoch echte Anfragen auf LinkedIn einmal von echten Nutzern angenommen seien und diese Kontakte damit Teil des eigenen, hier KI-genierten, Netzwerks würden, “verschwindet die Diskriminierung”. Die Folge: “Stellen schwarze Menschen Fragen zu Karrieretipps an ihr persönliches Netzwerk, bekommen sie genauso viele und qualitativ gleichwertige Antworten wie weiße Menschen.”
Die jeweiligen LinkedIn-Netzwerke funktionierten “wie ein Klub”, erläuterten die Studienautoren. “Schwarze Menschen haben es schwerer, reinzukommen. Im Schnitt werden ihre Kontaktanfragen 13 Prozent weniger als bei weißen Menschen angenommen. Sobald sie aber den ‘Klub’ betreten, gibt es keine Hinweise mehr auf diskriminierendes Verhalten.”
Diese “Form der Diskriminierung” könne man als Türsteher-Effekt bezeichnen, sagte Ko-Autorin Yulia Evsyukova, die Wissenschaftlerin am ZEW ist. Zur Übertragbarkeit der Befunde dieses “Feldexperiments” über die US-Gesellschaft auf Deutschland äußerte sich die Forscherin vorsichtig: “Wir schätzen, dass die Ergebnisse auch auf Deutschland übertragbar sind, etwa bei Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund.”