Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz strebt eine offizielle Städtepartnerschaft mit der südukrainischen Hafenstadt Odessa an. Der Stadtrat stimmte am Mittwoch einmütig für einen entsprechenden Entschließungsantrag. „Kommunale Partnerschaften mit ukrainischen Städten und Gemeinden sind in Zeiten wie diesen unglaublich wichtig“, erklärte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). „Der Angriffskrieg tobt dort mit enormer Wucht.“
Aus Odessa gebe es bereits eine positive Rückmeldung von Bürgermeister Hennadi Truchanow auf die ursprünglich von Mainzer Bürgern gestartete Initiative. In der aktuellen Situation benötigten die Menschen in der Ukraine jede Form von Unterstützung. Allerdings soll sich die Städtepartnerschaft nach dem Willen des Mainzer Stadtrats nicht in einseitigen Hilfslieferungen erschöpfen.
Odessa wurde 1794 auf Erlass der damaligen Zarin Katharina der Großen gegründet und entwickelte sich bald zur wichtigsten Hafenstadt am Nordufer des Schwarzen Meeres mit einer konfessionell und ethnisch bunt gemischten Bevölkerung. Das historische Zentrum wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges 2022 war Odessa mit knapp über einer Million Einwohner die drittgrößte Stadt des Landes und ist damit wesentlich größer als Mainz.
Dennoch sehen die Ratsfraktionen nach eigenen Angaben zahlreiche Parallelen zu Mainz. Dazu zählten der für beide Regionen prägende Weinbau, der wichtige Einfluss der jüdischen Kultur und die für beide Stadtgesellschaften prägende multikulturelle Zusammensetzung. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 haben zahlreiche deutsche Kommunen Partnerschaftsabkommen mit ukrainischen Städten abgeschlossen, erst Anfang der Woche hatten Frankfurt am Main und die westukrainische Großstadt Lwiw (Lemberg) ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet.