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LWL fördert “Housing First” mit sechs Millionen Euro

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will in den kommenden Jahren sein „Housing first“-Programm für wohnungslose Menschen auf dem Land erweitern. Für den flächendeckenden Ausbau stellen LWL und LWL-Sozialstiftung bis 2027 sechs Millionen Euro bereit, wie der Landschaftsverband am Dienstag in Münster mit. Dabei liege der Fokus auf den Wohnungseigentümern. So unterstütze der LWL den Neubau oder Erwerb von Wohnungen mit bis zu 40.000 Euro, wenn dort Menschen ohne Obdach einziehen könnten.

Wenn bestehende Wohnungen saniert werden, stelle der Landschaftsverband unter der Prämisse bis zu 30.000 Euro zur Verfügung, hieß es weiter. Für bezugsfertige Wohnungen gibt es demnach eine Prämie von bis zu 5.000 Euro.

„Housing First“ bedeutet, Menschen mit sogenanntem komplexen Hilfebedarf zunächst eine Wohnung zu beschaffen, bevor andere Hilfe greifen kann, wie Hartmut Baar, Leiter des LWL-Inklusionsamtes Soziale Teilhabe erläuterte. Obdachlosen Frauen und Männern werde dabei Wohnraum mit regulärem Mietvertrag zur Verfügung gestellt, ohne dies an Bedingungen zu knüpfen. Das vor zwei Jahren gestartete LWL-Programm konnte den Angaben zufolge bislang 56 Wohnungen an Betroffene vermitteln.

Die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung in NRW ist im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand gestiegen. Nach Angaben des NRW-Sozialministeriums vom Juli hatten 2023 knapp 109.000 Personen keine reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag, rund 30.000 Personen mehr als im Jahr davor. Laut aktuellem NRW-Wohnungsnotfallbericht sind zudem erstmals mehr obdachlose Menschen in den 31 Landkreisen (63 Personen pro 10.000 Einwohnende) als in den 22 kreisfreien Städten (55 Personen) gezählt worden.

„Menschen ohne Wohnung gibt es im ländlichen Raum, also in den Kreisen, ebenso wie in den großen Städten“, sagte LWL-Direktor Georg Lunemann. Das Problem sei auf dem Dorf nur weniger sichtbar, weil die Betroffenen eher bei der Familie oder Freunden schlafen und nicht auf der Straße leben. Doch hätten die 40 Beratungsstellen für Wohnungslose, die der LWL in der eher ländlichen Region Westfalen-Lippe finanziert, 2023 einen Anstieg von neun Prozent auf rund 20.000 Klientinnen und Klienten verzeichnet.