Wenn der Papst Ende September Luxemburg besucht, begegnet er einem engen Vertrauten. Für die wichtige Weltsynode machte er seinen Ordensbruder Kardinal Hollerich zum Koordinator. Überhaupt gilt der Jesuit als gut vernetzt.
Kardinal Jean-Claude Hollerich weist eine bemerkenswerte Mischung aus japanischer Zurückhaltung und Luxemburger Offenheit auf. Der 66-Jährige stammt aus dem kleinen Großherzogtum und spricht “Letzeburgisch”, jene Mixtur aus Französisch und moselfränkischem Dialekt. Für seinen Orden absolvierte der Jesuit mehrere längere Aufenthalte in Japan, dessen Sprache er beherrscht. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch; beste Voraussetzungen für einen der politisch führenden Köpfe der katholischen Kirche nicht nur in Europa.
Hollerich, seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg, war von 2018 bis 2023 Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE in Brüssel. In dieser Funktion setzte er sich als Vermittler zwischen unterschiedlichen Sichtweisen für eine europäische Lösung der Migrationsfrage ein. 2021 wurde er zusätzlich zum Vizepräsidenten des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) gewählt.
2019 berief ihn Franziskus ins Kardinalskollegium, 2023 in den Kardinalsrat, ein päpstliches Beratergremium. Es folgten Mitgliedschaften in drei Vatikanbehörden: im Päpstlichen Kulturrat, dem Rat für den interreligiösen Dialog sowie der Bildungskongregation. Im Juli 2021 ernannte Franziskus den Kardinal zum sogenannten Generalrelator (Inhalte-Koordinator) der Weltbischofssynode, die im Oktober in Rom ihren Abschluss findet. Zentrales Thema ist die Synodalität, also eine neue Kultur des Gesprächs und der gemeinsamen Beratungen innerhalb der katholischen Weltkirche, an denen auch Laien stärker beteiligt werden sollen.
Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte Hollerich in Rom Theologie und trat 1981 in den Jesuitenorden ein. In den 1980er und 2000er Jahren verbrachte er jeweils mehrere Jahre in Tokio. In langen Verhandlungen verständigte er sich von 2013 bis 2015 mit den anderen Religionsgemeinschaften und der damaligen Regierung um den liberalen Premierminister Xavier Bettel auf eine stärkere Trennung von Staat und Kirche. Damals gab die Kirche freiwillig einige Privilegien als größte Religionsgemeinschaft des Landes auf.
Eines seiner zentralen Themen ist die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Wenn Frauen das Gefühl hätten, dass zwar “auf ihre Stimme so viel gehört wird, wie auf die der Männer, sie sich aber dennoch dadurch diskriminiert fühlen, dass sie kein Weiheamt wahrnehmen können, dann müssen wir darüber nachdenken”, sagte er kürzlich in einem Interview.