Hannover/Oldenburg. Für Anja Kramer gehört das Schenken zur Weihnachtszeit wie das Kind zur Krippe. „Ich mache anderen Menschen gern eine Freude“, sagt die Oldenburger Pastorin. „Das kann auch eine Kleinigkeit sein. Hauptsache, sie ist mit Liebe ausgesucht“, so die 47-Jährige. Doch die weihnachtliche „Geschenkeschlacht“ empfindet die Pastorin andererseits als Dilemma: „Es werden viele Sachen verschenkt, die man nicht braucht und über die man sich vielleicht gar nicht freut.“ Anja Kramer versucht deswegen, weniger und eher praktische Sachen zu kaufen. Auch auf die Herkunft der Produkte achtet sie. „Ich kaufe lieber wertig und nachhaltig ein. Da habe ich ein besseres Gewissen.“
Viele Menschen fühlen sich überfordert
Mit dem jährlichen Geschenke-Dilemma hat auch Andrea Feyen zu tun. „Viele Menschen machen sich mehr Gedanken als früher. Sie fragen sich, was sie wirklich brauchen, wie es hergestellt ist und welche Auswirkungen es auf die Umwelt hat“, so die Umweltbeauftragte der Kirche in Oldenburg. „Aber angesichts der Überfülle fühlen sie sich überfordert.“ Hilfreich sei deswegen ein Blick auf die Produktsiegel, rät die Umweltexpertin. Neben dem bewussten Einkauf sei jedoch auch der Konsumverzicht eine mögliche Lösung des Dilemmas. „Lieber einen geselligen Abend oder eine schöne Veranstaltung verschenken. Gemeinsam Zeit verbringen macht glücklich“, sagt Andrea Feyen.
So sehr das Bewusstsein für Sozial- und Umweltverträglichkeit des Konsumverhaltens aber auch wächst, das Weihnachtsgeschäft bleibt bedeutsam. In diesem Jahr prognostiziert der Handelsverband Deutschland mit mehr als 100 Milliarden Euro sogar erneut eine kräftige Umsatzsteigerung.
Dabei geht es anders: Eine, die sich dem Konsum seit Jahren weitgehend verweigert, ist die Oldenburger Vikarin Anna Menke. „Wenn ein Teil kaputt geht, versuche ich es zu reparieren.“ Durch Wiederverwertung könne sie Neukäufe auf ein Minimum reduzieren. Denn leichtfertiger Konsum habe schwerwiegende Folgen, sagt sie. „Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.“
„Ich verschenke meine Zeit“
Die Freude über das Schenken muss deswegen nicht zu kurz kommen: „Ich verschenke meine Zeit“, so die Theologin. „Zum Beispiel für gemeinsames Kochen, Ausflüge oder ein Treffen, bei dem zusammen genäht, gestrickt, gebastelt wird.“
Auch Maria Karnagel, eine der Klimaschutzmanager der Landeskirche Hannovers, hält viel vom Wiederverwerten. „Man kann auch eine Reparatur verschenken“, sagt sie. Es brauche nur ein bisschen Fantasie. Nicht alles müsse man zudem neu kaufen. „Man kann Gegenstände auch ausleihen.“ In Fairkaufhäusern, Secondhand-Läden, Umsonstläden und auf Tauschpartys könne man günstig und umweltschonend einkaufen. Tipps, wie man nachhaltig Weihnachten feiern kann, gibt es von der Landeskirche Hannovers in den nächsten Wochen regelmäßig auf Facebook und Instagram.
Ein Überblick über Nachhaltigkeitssiegel ist unter www.siegelklarheit.de zu finden.