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Lüneburg will Stadtfest ohne Party-Lied “L’ amour toujours”

Das zuletzt mehrfach für fremdenfeindliche Grölereien missbrauchte Party-Lied „L’ amour toujours“ soll auf dem Stadtfest am Wochenende in Lüneburg nicht gespielt werden. „Aufgrund der Diskussionen um den Missbrauch des Liedes haben wir uns damit beschäftigt und mit den beteiligten Discjockeys und Musikern darauf geeinigt, so etwas zu vermeiden“, sagte die Geschäftsführerin der Lüneburg Marketing GmbH, Melanie-Gitte Lansmann, am Mittwoch auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Lansmann sagte: „Wir bestellen die Musik und sind Veranstalter, da haben wir auch Einfluss auf die Musikauswahl.“ Das Stadtfest solle in Frieden gefeiert werden, Rassismus habe da keinen Platz. Zuerst hatte die Lüneburger Landeszeitung über die Entscheidung berichtet, hinter der auch Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) steht. „Da das Lied zuletzt offensichtlich regelmäßig für rassistische Parolen missbraucht wurde, begrüßen wir die Entscheidung“, sagte sie dem epd: „Wir vertreten eine weltoffene und tolerante Stadtgesellschaft.“

Ende vergangener Woche war ein offenbar an Pfingsten auf Sylt aufgenommenes Video an die Öffentlichkeit gelangt, in dem Gäste einer Bar auf der Insel rassistische Texte zur Melodie von „L’ amour toujours“ grölen. Das Abspielen des Party-Hits von Gigi D’Agostino hat mittlerweile an mehreren Orten in Deutschland zu ausländerfeindlichen Zwischenfällen geführt. Die rassistischen Entgleisungen lösten bundesweit Bestürzung und Kritik aus. Auch auf dem Oktoberfest in München darf das Lied nicht gespielt werden.

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen zu einem Verbot des Liedes. So hat sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) dagegen ausgesprochen. Es sei richtig und wichtig, dass Veranstalter jetzt darüber nachdächten, wie sie Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Nazi-Gegröle bei Festen verhindern könnten, sagte Roth den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Mittwoch). Allerdings könnten weder der Song noch der italienische Musikproduzent Gigi d’Agostino etwas dafür, „wie dieser Song in unserem Land von Menschen mit rechtsextremen und antidemokratischen Einstellungen in übelster Form missbraucht und entstellt wird“.