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Lippischer Landessuperintendent: Kirche muss «Gesicht zeigen»

Politische Appelle und kirchliche Reformprojekte standen am ersten Tag der Lippischen Landessynode im Mittelpunkt. Das Kirchenparlament debattierte auch zum Thema Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Detmold (epd). Der Lippische Landessuperintendent Dietmar Arends hat dazu aufgerufen, als Kirche «Gesicht zu zeigen». Das bedeute, mit der christlichen Botschaft von der freien Gnade Gottes nicht hinter dem Berg zu halten, sagte Arends in seinem Bericht vor der Synode am Montag in Detmold. Auch angesichts einer geringer werdenden Mitgliederzahl könne nicht darauf verzichtet werden, «missionarisch Kirche zu sein». Das 57-köpfige Kirchenparlament befasste sich zudem mit Reformprojekten in den sogenannten Gestaltungsräumen und dem Haushalt für das kommende Jahr. Ein ursprünglich vorgesehener Beschluss zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurde vertagt.

   Arends äußerte sich besorgt angesichts eines zunehmenden Rassismus. Es sei zutiefst erschreckend, was heute 70 Jahre nach dem Beschluss des Grundgesetzes wieder an menschenverachtenden, fremdenfeindlichen, rassistischen oder antisemitischen Äußerungen bis hinein in die Parlamente möglich sei. Irgendwann würden den Worten Taten folgen, warnte Arends mit Blick auf den rechtsextremistischen Anschlag in Halle. Arends kritisierte auch die erschwerten
Bedingungen für Kirchenasyle.

   Die Lippische Landeskirche erwartet nach Worten des Juristischen Kirchenrates Arno Schilberg im kommenden Jahr Kirchensteuereinnahmen von rund 35 Millionen Euro. Damit würden die voraussichtlichen Einnahmen etwa auf dem Niveau der Schätzungen für das laufende Jahr liegen. Schilberg mahnte weiterhin zu einem sparsamen Wirtschaften. «Mittel- und langfristig müssen wir uns auf ein Sinken der
Mitgliederzahlen und damit auch der Einnahmen einstellen», warnte der Juristische Kirchenrat. Nach Prognosen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) könnte die Zahl der Mitglieder bis 2030 um ein Drittel zurückgehen. Der Haushaltsplan soll am Dienstag verabschiedet werden.

   Zudem sollen im nächsten Jahr die ersten Projekte starten, die zukunftsweisende Konzepte ausprobieren, wie Arends ankündigte. Von insgesamt 21 Projektideen für die sogenannten Erprobungsräume wurden zehn vom Landeskirchenamt genehmigt, wie Dagmar Begemann vom Projektmanagement erläuterte. Bis Ende Februar können weitere Projekte vorgeschlagen werden. Die Landeskirche stellt für die
«Erprobungsräume» für die Dauer von fünf Jahren insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.

   Das Kirchenparlament vertagte nach einer lebhaften Diskussion eine Entscheidung über Auslandseinsätze der Bundeswehr. Das Thema sollte nach Ansicht mehrerer Synodaler noch einmal ausführlicher debattiert werden. Ein Vorschlag sah vor, das Papier inhaltlich zu überarbeiten und später erneut der Synode zum Beschluss vorzulegen. Das Kirchenparlament wollte am Dienstag über das weitere Vorgehen
entscheiden.

   Das Papier wolle nicht Stellung für oder gegen militärische Einsätze beziehen, sondern christlich verantwortete Kriterien für Einzelfälle benennen, hatte Landespfarrer Dieter Bökemeier erklärt. Laut dem Papier sollten gewaltfreie Konfliktlösungen und zivile Konfliktbearbeitung im Umgang mit Krisen im Ausland Vorrang haben. Allerdings könne man sich auch durch Nicht-Handeln schuldig machen, hieß es. Falls Gewalt als äußerstes Mittel zum Einsatz komme, dürfe es nur um rechtserhaltende Gewalt in ganz engen Grenzen gehen.