FRANKFURT A.M. – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutsche Evangelische Kirchentag haben anlässlich des Reformationsjubiläums erstmals ein gemeinsames Liederbuch herausgegeben. In dem Heft „freiTöne“ finden sich 202 Lieder aus fünf Jahrhunderten – ein musikalischer Bogen aus der Zeit der Reformation bis in die Gegenwart.
„Das Heft ist diesmal doppelt so dick wie ein normales Kirchentags-Liederbuch“, erläutert Gudrun Mawick, Pfarrerin in der Arbeitsstelle Gottesdienst und Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen und im Programmausschuss des Liederbuchs mit für die Liedauswahl verantwortlich. „Es ist tatsächlich so gedacht, dass es für das ganze Jahr des Reformationsjubiläums reicht.“
Daher sind in dem Heft, anders als sonst, Lieder für alle Anlässe des Kirchenjahres zu finden, also auch für die Advents- oder Passionszeit. Zusätzlich gibt es einige Extras, wie Mawick erklärt: etwa am Ende ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis, das die Lieder gleichzeitig in verschiedene Kategorien einordnet. Auf diese Weise ist es einfach, passendes Liedgut für Morgen- oder Abendandachten, für eine Gottesdienstliturgie oder für ökumenische Anlässe herauszusuchen. Ein Bibelstellenregister zu den Liedern gibt es ebenfalls. Auch nicht ganz unwichtig: Das Format ist etwas größer als bei bisherigen Kirchentags-Liederbüchern – ein Umstand, der es leichter machen soll, es auf einem Notenständer zu fixieren.
Das Buch enthält Lieder von Martin Luther und aus dem Evangelischen Gesangsbuch, „Kirchentagsklassiker“ und internationale Lieder. Neu sind über 40 Lieder aus dem Liedwettbewerb von EKD und Kirchentag und aus der Liederwerkstatt des Kirchentags; sie sind in dem Heft mit kleinen Symbolen versehen, so dass man neue Texte und Melodien leicht erkennen kann.
„Bei dem Wettbewerb ging es darum, reformatorische Gedanken in verständlicher Sprache auszudrücken“, erläutert Gudrun Mawick. Über 600 Einsendungen gab es. Unter den ausgewählten Werken findet sich auch Ungewöhnliches: So wurde ein Lied über das Hohelied der Liebe aufgenommen. Eine Ballade erzählt die Geschichte der Reformation, eine weitere besingt Luthers Ehefrau Katharina. Das Stück „Giftiger Keim“ geht sogar das schwierige Kapitel der Judenfeindschaft bei Martin Luther an. „Das ist sehr interessant, weil der Komponist die Melodie an den Choral ,Aus tiefer Not schrei ich zu dir‘ angelehnt hat“, erklärt Mawick. „Es ist anspruchsvoll, aber ich kann mir durchaus Gottesdienste oder Veranstaltungen vorstellen, in denen man es singen kann.“
Viel Wert wurde nach Auskunft der Pfarrerin auf gerechte Sprache bei den Texten gelegt. Ältere Lieder erhielten zum Teil eine zusätzliche Alternative; so wird bei „Verleih uns Frieden“ an Stelle von „Herr Gott“ die Variante „O Gott“ angeboten. Auch englische Übersetzungen werden für einige Stücke bereitgestellt, damit sie auch in ökumenischen Zusammenhängen gesungen werden können.
Das Liederbuch „freiTöne“ kann ab sofort im Internet unter www.kirchentag.de/shop bestellt werden. Suskribtionspreis bis 31. Oktober: 6 Euro, dann 7 Euro. Am 23. Januar 2017 findet im Tagungshaus Villigst bei Schwerte ein Erkundungstag zum Liederbuch statt; Informationen: www.institut-afw.de.