Mit Abschlussworten des Landesbischofs und der Synodalpräsidentin sowie einem Gottesdienst mit Abendmahl ist am Samstag die letzte Tagung der 16. Landessynode zu Ende gegangen. Nach sechs Jahren stehen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg am 30. November Kirchenwahlen an, bei denen auch ein neues Kirchenparlament gewählt wird. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl dankte den ehrenamtlichen Synodalen für ihr Engagement in einer Zeit des Umbruchs und rief zu mehr Geschlossenheit bei strittigen Fragen auf. Besonders bedauerte er, dass bei der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare keine Einigung erzielt werden konnte. „Wir müssen Brücken zwischen unterschiedlichen Schriftverständnissen bauen“, sagte er.
Nach einem langwierigen und konfliktgeladenen Prozess war über eine neue kirchliche Regelung für Gottesdienste für homosexuelle Paare abgestimmt worden: Der Gesetzesentwurf, der unter anderem Gottesdienste für homosexuelle Paare anlässlich einer bürgerlichen Eheschließung künftig „Traugottesdienste“ nennen wollte, verfehlte am Freitag knapp die Zweidrittel-Hürde. Damit gilt weiterhin der Kompromiss aus dem Jahr 2019, der von „Segnungsgottesdiensten“ spricht.
Mit einem deutlich geringeren Fehlbetrag als erwartet hat die Landeskirche das Haushaltsjahr 2024 abgeschlossen. Statt der geplanten gut 104 Millionen Euro betrug das Defizit lediglich knapp zehn Millionen, wie Oberkirchenrat Fabian Peters vor der Landessynode berichtete. Der Grund für das bessere Ergebnis liege vor allem in deutlich geringeren Ausgaben. Die Aufwendungen fielen mit 728 Millionen Euro mehr als 100 Millionen Euro niedriger aus als veranschlagt. Der größte Teil davon ist laut Peters die Folge einer geänderten Strategie bei der Finanzierung von Pensionen.
Die Einnahmen der Landeskirche blieben hingegen hinter den Erwartungen zurück. Sie beliefen sich auf 718,5 Millionen Euro, rund 11 Millionen Euro weniger als geplant. Hauptursache war ein Rückgang bei der Kirchensteuer, der ein Minus von 27 Millionen Euro verursachte. Höhere Zinserträge von 13,5 Millionen Euro konnten diesen Rückgang teilweise ausgleichen. Für die Zukunft setzt die Kirche auf einen strikten Sparkurs. Ein bereits beschlossenes Konsolidierungspaket soll den Haushalt ab 2026 jährlich um rund 104 Millionen Euro entlasten.
Auf die dramatische Lage verfolgter und diskriminierter Christen in zahlreichen Ländern der Welt wies die Kirchenrätin für Mission, Ökumene und Entwicklung, Christine Keim, hin. In Syrien etwa sei die Zukunft der Christen nach dem Sturz des Assad-Regimes ungewisser denn je. Die Macht islamistischer Gruppen gefährde religiöse Minderheiten existenziell. Keim rief dazu auf, die verbliebenen Gemeinden gezielt zu stärken und Projekte etwa in der Bildungsarbeit zu fördern.
Der landeskirchliche Beauftragte für das christlich-jüdische Gespräch, Jochen Maurer, bezeichnete den zunehmenden Antisemitismus als zentrale Herausforderung für Kirche und Gesellschaft. Bildung und Begegnung seien die wirksamsten Mittel, um Vorurteile abzubauen, betonte Maurer. „Antisemitismus zu begegnen ist eine Bildungsaufgabe“, sagte er und warb für mehr Zusammenarbeit zwischen Kirche, Schulen und zivilgesellschaftlichen Initiativen.
Der Islambeauftragte der evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden, Friedmann Eißler, warnte darüber hinaus vor wachsenden islamistischen Einflüssen in Deutschland. Man müsse die Entwicklungen im Bereich Islamismus und religiös begründetem Nationalismus ernst nehmen, sagte er. Zugleich betonte er, Aufgabe der Kirche sei nicht die Extremismusbekämpfung, sondern die Förderung von Bildung, Dialog und Begegnung. Viele Moscheegemeinden seien wichtige Partner, doch es gebe auch problematische Strukturen und Einflüsse aus dem Ausland, die eine kritische Auseinandersetzung erforderten.
Die Landeskirche will zudem künftig Menschen mit rechtsextremen Positionen konsequenter von kirchlichen Leitungsämtern ausschließen. Das sieht ein überarbeiteter Unvereinbarkeitsbeschluss vor. Demnach sollen kirchliche Funktionsträger, die durch rassistische, antisemitische oder völkisch-nationalistische Äußerungen die Gottesebenbildlichkeit aller Menschen infrage stellen, ihr Wahlrecht in kirchlichen Gremien verlieren können.
Wolfgang Vögele, ehemaliger Jugendstrafrichter, hat für sein zehnjähriges Engagement als Vorsitzender der kirchlichen Unabhängigen Kommission zur Anerkennung erlittenen Leids die Silberne Brenz-Medaille erhalten, die höchste Auszeichnung der Landeskirche. In seiner Amtszeit hat das Gremium mehr als 210 Anträge von Betroffenen von sexualisierter Gewalt bearbeitet.
Die Landessynode wird alle sechs Jahre direkt von den Kirchenmitgliedern gewählt. Damit ist die württembergische Landeskirche die einzige Kirche innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland, die nach dem Prinzip der Urwahl ihre Mitglieder in das Kirchenparlament wählt. Die konstituierende Sitzung der neuen, 17. Landessynode, wird am 28. Februar 2026 stattfinden. (2131/25.10.2025)