Mehr Arbeit, aber weniger Geld
UK 47/2016, Landessynode (Seite 7: „Rückbau trotz Rekordeinnahmen“)
„Kupke warnte vor einer Besoldungserhöhung, wie sie der Pfarrverein fordert“, heißt es in dem Artikel. Solch eine Besoldungserhöhung wäre in Wirklichkeit nur eine Rücknahme der Kürzungen, die in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre vorgenommen wurden. Solch eine Rücknahme von Kürzungen, die anfangs als vorübergehend beschlossen wurden, würde das Niveau der Pfarrbesoldung endlich wieder auf das Niveau vieler anderer Gliedkirchen der EKD anheben.
Wenn darauf verzichtet wird, werden die personalpolitischen Folgen für die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW), die laut aktuellem Personalbericht in 13 Jahren ihren Bedarf an Pfarrerinnen und Pfarrern nicht mehr wird decken können, erheblich sein, denn wie soll jungen Theologinnen und Theologen der Dienst in unserer Kirche nahegebracht werden, wenn sämtliche Kirchen im Umfeld für diesen Dienst besser bezahlen?
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau kommuniziert offen, dass sie ihren Personalbedarf mit Theologinnen und Theologen decken will, die sie aus anderen Landeskirchen abwirbt. Die Finanzpolitik unserer Kirche öffnet diesem Ansinnen, das auch andere Kirchen wie etwa die Nordkirche verfolgen, Tür und Tor. Und als wolle er diese Entwicklung beschleunigen, spricht der Personalbericht der EKvW von einer Bemessungszahl von 3500 Gemeindegliedern je Pfarrerin oder Pfarrer in 2031. Das Gehalt ist spürbar geringer, die Zahl der anvertrauten Gemeindeglieder deutlich höher.
Ich frage mich mit Sorge, wie angesichts dieser finanzpolitischen Vorgaben folgende Forderung des aktuellen Personalberichts umgesetzt werden kann: „Ein besonderes Augenmerk wird darauf zu richten sein, wie es erreicht werden kann, dass möglichst viele Frauen und Männer nach bestandenen Examina in den Vorbereitungsdienst bzw. den Probedienst (ich ergänze: der EKvW) gelangen.“
Pfarrer Stephan Buse, Hagen
Mitglieder befragen
UK 48/2016, Landessynode (Seite 6: „Wahlen. Und Vertagungen“)
Die Landessynode hat die Entscheidung darüber, ob der Präsestitel als Dienstbezeichnung für die leitende Theologin gegen „Bischöfin“ ausgetauscht werden soll, vertagt. Eine Zweidrittelmehrheit auf der Landessynode, derer es bedurft hätte, um den Wechsel herbeizuführen, wäre einem mittleren Wunder gleichgekommen.
Die Beharrungskräfte in Westfalen waren immer schon beachtlich. Eines allerdings sollte klar sein: Die presbyterial-synodale Struktur unserer Kirche steht dem Gebrauch des Bischofstitels nicht entgegen. Er ist biblisch belegt (lies 1. Timotheus 3), also unverdächtig.
Wie kriegt man nun die Kuh vom Eis? Wohl kaum durch weitere Expertenrunden. Ich schlage stattdessen eine Mitgliederbefragung vor. Gut lutherisch: dem Volk aufs Maul schauen. Fragestellung: a) Was ist ein Bischof?, b) Was ist ein Präses? – Das Ergebnis könnte eine Entscheidungshilfe für die noch Zögernden sein. Dann der Vollzug auf der nächsten Synode ohne Aussprache.
Ich warte hier mit zwei Beobachtungen aus einer Zeit auf, da die Kirche noch fester im Dorfe stand. Erstens: Bei der Verabschiedung von Präses Dr. Hans-Martin Linnemann (1996) hielt der gut gelaunte Ministerpräsident Johannes Rau eine kleine Dankesrede, in der er auch eine Bemerkung zu der Rolle des leitenden Theologen in Westfalen machte: Er sei ja nicht nur der Cheftheologe, sondern stehe außerdem dem Landeskirchenamt wie auch der Landessynode vor. Kein Bischof habe eine solche Machtfülle. Dabei führe er nur den schlichten Titel „Präses“, bei dem man leicht auf den Gedanken kommen könne, dass „Superintendent“ schon eine Beförderung wäre. Schön gesagt!
Zweitens: Im Rahmen eines Visitationsempfangs im damaligen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld wurde ich Zeuge einer Unterhaltung unter den eingeladenen kommunalen Größen, die sich vergewissern wollten, wer denn hier das Sagen habe; doch wohl der Superintendent, meinte man, denn „Präses“ kenne man nur aus dem örtlichen Kolpingverein, an dessen Spitze immer ein Geistlicher als „Präses“ fungiere. Ich stand dabei, konnte also aufklären.
In einer säkularen Gesellschaft geht es um Identifizierbarkeit. So sah sich Präses Annette Kurschus im Trauergottesdienst für die Germanwings-Opfer im Kölner Dom veranlasst, das Wort „Bischöfin“ als Selbstbezeichnung unaufdringlich einfließen zu lassen. Schließlich: Selbst die mit uns eng verbundene Evangelisch-Methodistische Kirche – alles andere als hierarchisch – hat vor einer Reihe von Jahren den Bischofstitel eingeführt. Warum wohl? Für theologische Spiegelfechtereien sollte uns die Zeit zu schade sein.
Günter Apsel, Münster/Orlando, Florida
Zwölf Sterne aus der Offenbarung
UK 51/2016, Sterne (Seite 12/13: „Zeichen mit Symbolkraft“)
Grundlage der Sterne auf unserer Europa-Flagge sind die zwölf Sterne aus Offenbarung 12, 1. Zugleich weisen sie auf die zwölf Stämme Israels hin, also auf das auserwählte Volk. Der Belgier Paul Lévi, der den Holocaust überlebt hatte und nach der Befreiung zur römisch-katholischen Kirche konvertiert ist, wurde Leiter der Kulturabteilung des am 5. Mai 1949 gegründeten Europarates. Beim Anblick einer Marienstatue kam ihm 1955, als über die Europa-Flagge diskutiert worden ist, der Gedanke mit den zwölf Sternen. Graf Benvenuti, der damalige Generalsekretär des Europarates, nahm den Gedanken Paul Lévis sofort auf und sein entsprechender Vorschlag wurde von dem zuständigen Gremium akzeptiert. Der biblischen Zwölf also liegt die Symbolik der Europa-Flagge zugrunde.
Wer möchte, kann das auch noch einmal in der WELT vom 26.8.1998 nachlesen; Internet: https://www.welt.de/print-welt/article625491/Der-Sternenkranz-ist-die-Folge-eines-Geluebdes.html?wtrid.
Pfarrer i.R. Hartmut Bartmuß, Bielefeld
Im Zweifelsfalle bitte mitschmunzeln
UK 51/2016, Cartoons (Seite 14: Leserbrief: „Begeisterte Leserin, aber diese Kirchenfratzen…“)
Ich finde die Karikaturen „Kirchengeschichten“ zum Schmunzeln. Ich freue mich sogar darüber, dass einer meiner jüngeren theologischen Kollegen die Gabe hat, das innerkirchliche Geschehen mit einer gehörigen Portion Humor zu charakterisieren.
Es gehört nun einmal zum Wesen einer Karikatur, dass sie übertreibt. Aber gerade dadurch klärt sie ein gut Stück auf über Eigenarten von Personen und Sachen, die vielleicht abgestellt werden sollten.
Fällt die eine oder andere Karikatur gar zu skurril (absonderlich) aus, so bleibt immerhin noch Entscheidungsmöglichkeit. Ich empfehle: Im Zweifelsfalle bitte mitschmunzeln.
Dr. theol. Dieter Burkert, Dortmund