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Leserbriefe

epd

Luther und Eisenach: Beziehung zu Cottas blieb
Serie Lutherstädte (VII): Eisenach, UK 41/2016 (Seite 13: „Weder tot noch Teufel“)
In dem Beitrag wird der Aufenthalt Luthers als Lateinschüler 1498 bis 1501 im Hause der Familie Cotta in Eisenach erwähnt. Als Nachfahre dieser Familie kann ich dazu folgende Einzelheiten mitteilen, die mir beim Studium der Familiengeschichte bekannt geworden sind:
Martin Luther wurde von seinen Eltern 1498 zu Verwandten nach Eisenach geschickt, damit er dort die Lateinschule St. Georg besuchte. Die Verwandten konnten ihn jedoch nicht aufnehmen, so dass er vermutlich zunächst eine Notunterkunft hatte. Seinen Unterhalt verdiente er sich als Kurrende-Sänger. Hier muss die Frau des Kaufmanns und Bürgermeisters Heinrich Schalbe auf die schöne Stimme des Vierzehnjährigen aufmerksam geworden sein und ihm einen Mittagstisch in ihrem Hause angeboten haben, denn der Lutherschüler Mathesius berichtet, Luther habe Heinrich Schalbe als „Seinen Wirt zu Eisenach“ bezeichnet. Als Gegenleistung soll er den jungen Sohn Heinrich „zur Schule geführt haben“, was wohl eine schulische Betreuung einschloss.
Vermutlich hat sein Vater ihm auch die Schlafstelle bei seiner Schwester Ursula vermittelt, die den Kaufmann Konrad Cotta geheiratet hatte, denn Luthers Leibarzt Ratzeberger hat überliefert, dass „Luther seine Herberge bei Kunz (Konrad) Cotta“ hatte.
Konrad Cotta starb in Luthers Ankunfsjahr 1498. Ob sie sich begegnet sind, ist unbekannt, aber möglich. Seine Söhne Johannes (geboren 1468) und Konrad (geboren 1470) waren damals schon erwachsen.
Auch nach Luthers Weggang 1501 aus Eisenach zum Studium nach Erfurt blieb seine Beziehung zur Familie Cotta bestehen. Johannes Cottas Sohn Heinrich studierte 1541 bei Luther in Wittenberg. aus diesem Jahr ist ein Brief an dessen älteren Bruder Friedrich erhalten, in dem Luther ihm mitteilt, er sehe keine Hindernisse für ein Studium Heinrichs in Frankreich.
(Quellen: Heinrich Böhmer, Der junge Luther, Verlag Köhler & Amelang, Leipzig 1954; Günther Wartenberg, Martin Luthers Briefe, Insel-Verlag, Leipzig 1983)
Helmut Krause, Bielefeld

Dem Volk auf‘s Maul schauen
Amtsbezeichnungen (Präses/Presbyterium), diverse UK (zuletzt UK 36/2016, Seite 14, Leserbrief „Es geht nur um die Amtsbezeichnung“)
Die „Sprache Kanaans“ ist eine vielseitige Sprache. Sie hat nur einen Nachteil: Sie wird kaum noch von jemand verstanden. Mit Wörtern wie „Präses“ oder „Presbyterium“ weiß man wenig oder nichts anzufangen.
Ganz anders sieht es aus, wenn man von „Bischof“ oder „Kirchengemeinderat“ spricht. Hier kann man sich in der Öffentlichkeit zumindest vorstellen, was gemeint ist
Kein Wort gegen unsere presbyterial-synodaleVerfassung – aber will die Kirche weiter Kirche sein, geht dies nur, wenn sie vor allem die christliche Botschaft verkündet – in einer Weise, die von der Jugend verstanden wird. Alles, was hinderlich ist, wie zum Beispiel nicht nachvollziehbare Begriffe aus der Kirchenhierarchie, schreckt eher ab als attraktiv zu wirken. Wollen wir, dass die Evangelische Kirche von Westfalen interessant auch für Jugendliche wird, sollte sie versuchen, sich von allem zu trennen, was diesem Ziel entgegensteht.
Luther hat dem Volk „auf's Maul geschaut“. Ist die Evangelische Kirche von Westfalen bereit, von Luther zu lernen?
Hartmut Piater, Bielefeld