Für den Erzbischof von Paris hat die Wiedereröffnung von Notre-Dame eine zusätzliche Dimension. Erstmals kann Laurent Ulrich auf dem Bischofsstuhl der Kathedrale Platz nehmen.
Laurent Ulrich (73), ist seit April 2022 Erzbischof von Paris. Der im September 1951 in Dijon in Burgund geborene Ulrich gilt als Mann des Dialogs, zugleich umgänglich, zurückhaltend wie entschlossen. In Paris wird er gleichwohl eher als ein “Erzbischof des Übergangs” wahrgenommen, da Bischöfe dem Papst gemäß dem Kirchenrecht mit 75 Jahren ihren Amtsverzicht anbieten müssen. Allerdings belässt dieser die Leiter wichtiger Bistümer oft noch einige Zeit darüber hinaus im Amt.
Die Wiedereröffnung von Notre-Dame markierte auch für den Erzbischof eine wichtige Etappe. Erstmals konnte er am Samstag den Bischofsstuhl in “seiner” Kathedrale in Besitz nehmen. Das war wegen der fünfeinhalb Jahre dauernden Sanierungsarbeiten bislang nicht möglich.
Zu Beginn seiner Amtszeit wartete auf Ulrich nicht nur die “Jahrhundertbaustelle” von Notre-Dame. Hinzu kamen zahlreiche innerkirchliche Baustellen, allen voran die Verwerfungen infolge der kirchlichen Missbrauchsskandale. Das Amt des französischen Hauptstadt-Bischofs ist auch ein sehr politisches. In der gesellschaftlichen Debatte werden vom Pariser Erzbischof konstruktive Beiträge erwartet. Die soziale und pastorale Positionierung Ulrichs sehen kirchliche Beobachter im Einklang mit Papst Franziskus.
Ulrich wurde 1979 für das Bistum Dijon zum Priester geweiht. Zunächst Pfarrer in Beaune, dann Bischofsvikar und Generalvikar, wurde er im Juni 2000 von Johannes Paul II. zum Erzbischof von Chambery, Maurienne und Tarentaise ernannt. Sein bischöfliches Motto lautet “Die Freude am Glauben”.
2007 wurde Ulrich stellvertretender Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz (bis 2013). Im Februar 2008 machte ihn Benedikt XVI. zum Erzbischof von Lille.
Absolvent in Philosophie und Theologie, widmete Ulrich seine Abschlussarbeit dem Thema Glaubensbekenntnis in der modernen Welt. Aus der nördlichen Metropole Lille ist er mit den Problemen in ärmeren ländlichen oder Arbeitervierteln und der dramatischen Situation von Migranten vertraut. Dort gehörte er zu den Initiatoren der Provinzialsynode für Lille, Arras und Cambrai (2013-2015).