Es geht mal wieder um Trump – Wenn in Honduras nun die meisten Regierungen Lateinamerikas zusammenkommen, suchen sie nach einer gemeinsamen Stimme gegen den nördlichen Nachbarn. Das könnte schwierig werden.
Geht es nach dem honduranischen Außenminister Eduardo Enrique Reina, dann ist die Marschroute klar: “All diese Themen, die uns als Region betreffen, werden angesprochen, um einen Konsens zu erreichen.” Gemeint sind damit vor allem die jüngsten Massenabschiebungen von Migranten aus den Vereinigten Staaten sowie die Einführung eines globalen Zolls von zehn Prozent auf importierte Produkte durch Washington. Zwar ist der ganz große Zollhammer aus den USA anders als in Richtung Europa oder Asien an Lateinamerika noch einmal vorbeigegangen, dennoch trifft die Wirtschaft der Region die Maßnahme aus dem Weißen Haus empfindlich.
Nun folgt auf dem Gipfeltreffen der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) also der Versuch, aus regionaler Sicht mit einer Stimme zu sprechen. Die Celac-Gründung war eine Erfindung der linken Staaten der Region zur Hochphase des sogenannten Sozialismus des 21. Jahrhunderts. Treibende Kräfte waren damals der brasilianische Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva, Venezuelas Revolutionsführer Hugo Chavez und Boliviens Präsident Evo Morales. Beschlossen wurde die Gründung 2010 im Urlaubsort Playa del Carmen im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo, ein Jahr später folgte in der venezolanischen Hauptstadt Caracas die offizielle Gründung der Staatengemeinschaft.
Die Celac-Gemeinschaft sollte wegen anhaltender politischer Konfliktfelder mit den USA ein lateinamerikanisches Gegengewicht zur Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bilden. In der Celac fehlen deshalb die nordamerikanischen Staaten USA und Kanada, während die OAS in Washington ihren Sitz hat. “Die Celac eint uns als Region! Sie ist die Stimme Lateinamerikas und der Karibik vor der Welt. Gemeinsam sind wir stärker, um unsere Souveränität zu verteidigen, die Entwicklung zu fördern und eine gerechte Zukunft für unsere Völker zu schaffen”, erinnerte die honduranische Regierung in Sozialen Netzwerken am Montag (Ortszeit) an die Ursprungsidee der Organisation.
Ganz so stimmt das allerdings nicht, denn die libertären und rechten Präsidenten Javier Milei (Argentinien) und Nayib Bukele (El Salvador) bleiben dem Treffen fern, sie gelten als enge Partner der Trump-Regierung.
Nach einigen turbulenten Jahren wird die Gemeinschaft wieder von linksregierten Ländern dominiert. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wird ebenso in Honduras teilnehmen wie Brasiliens Präsident Lula. Laut “CNN Brasil” wird Lula in Honduras die US-Zölle kritisieren, aber Trump nicht persönlich angreifen. Er dürfte damit der Linie von Claudia Sheinbaum folgen, die sich bislang diplomatisch äußerte und stets versuchte, den Gesprächskanal zu Washington offen zu halten. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hatte zuletzt bei einem Treffen mit US-Heimatschutzministerin Kristi Noem den amerikanischen Präsidenten scharf kritisiert. Mit Spannung wird deshalb die Abschlusserklärung des Celac-Gipfels am Mittwoch erwartet.
Bislang ist nur wenig über die offiziellen Tagesordnung bekannt. Der Analyst Omar Garcia sagte dem Portal “Hondudiario”, dass die Celac-Gemeinschaft das Thema der von den Vereinigten Staaten verhängten Zölle ansprechen müsse, da die Auswirkungen auf die Region sehr stark sein würden: “Dies ist eine Veränderung zu allem, was wir bisher erlebt haben. Nach dem Tod der Globalisierung bewegen wir uns stark auf die Regionalisierung oder unsere eigene Isolation zu, wie es die Vereinigten Staaten tun”, sagte Garcia.
Ein anderes nahezu vergessenes Thema dürfte auf dem Celac-Gipfel ebenfalls eine Rolle spielen: die katastrophale Lage auf Haiti. Am Montagabend (Ortszeit) empfing Außenminister Reina den haitianischen Übergangspräsidenten Leslie Voltaire. Das Land versinkt gerade im Bandenkrieg, die Folge ist eine humanitäre Katastrophe riesigen Ausmaßes. Das Nachbarland Dominikanische Republik schiebt trotzdem zehntausende Haitianer ab. Hilfe bekommt das Land kaum, weder aus den USA noch aus Lateinamerika.