Als Anfang März die Pläne zur Fusion der beiden kleinen evangelischen Dekanate Castell und Markt Einersheim öffentlich wurden, sollte es ganz schnell gehen – zumindest nach dem Willen der Dekanatsleitungen. Doch das geplante „Steigerwald-Dekanat“ hat nicht nur Fürsprecher: Immer noch zu klein und damit nicht dauerhaft zukunftsfähig, kritisieren manche. Andere wiederum monieren, dass die Dekanate rundherum nicht mit einbezogen wurden. Bislang jedenfalls hat der Landeskirchenrat nicht über die Fusion entschieden, denn längst geht es nicht mehr nur um die Situation vor Ort, sondern um Grundsätzliches.
Eigentlich sollte der Landeskirchenrat in seiner letzten Vollsitzung Ende Oktober über die Fusionspläne der beiden Dekanate an der Grenze zwischen Unter- und Mittelfranken beraten und entscheiden. Die benötigten Unterlagen – etwa einen Entwurf für eine Art Fusions-Vertrag – sollen die beiden Dekanate zwar vollständig im Münchner Landeskirchenamt eingereicht haben. Trotzdem hat der Landeskirchenrat, der in der Landeskirche das für Organisationsfragen zuständige Gremium ist, sich mit dem Thema gar nicht befasst. Warum, darüber gehen die Schilderungen nach Recherchen des Evangelischen Pressedienstes (epd) weit auseinander.
In einer Info-Mail an die Pfarrämter und Dekanatsausschüsse der Dekanate schreibt der Markt Einersheimer Dekan Ivo Huber, dass man bei der geplanten Fusion zwar „gut unterwegs“ sei: „Aber das Landeskirchenamt braucht noch etwas Zeit.“ Oberkirchenrat Florian Baier, als Abteilungsleiter im Landeskirchenamt zuständig für den Bereich „Gemeinden und Kirchensteuer“, habe Huber in einem Gespräch gesagt, dass seine Abteilung wegen der bevorstehenden Herbsttagung der Synode „völlig am Limit arbeitet“, so der Wortlaut in Hubers Info-Mail. Deshalb hatte der Landeskirchenrat im Oktober keine Zeit, sich mit der Dekanatsfusion zu befassen.
Diese Sichtweise ist allerdings nur schwer mit der Bewertung anderer Beteiligter in Deckung zu bringen. Die verweisen vielmehr darauf, dass Oberkirchenrat Baier erst vor wenigen Wochen bei der Dekane-Konferenz auf dem Hesselberg mögliche Kriterien für künftig neue Dekanatsbezirke skizziert hatte. Baier hatte im Juni dem epd gesagt, der Leitungsanteil bei den Neubesetzungen von Dekansstellen sollte die 75-Prozent-Marke nicht unterschreiten. Die Leitungsaufgaben für Dekaninnen und Dekane nähmen zu und würden immer komplexer. So ein Leitungsanteil sei aber nur realistisch, wenn ein Dekanat 30.000 bis 40.000 Gemeindeglieder habe.
Aktuell gebe es zwar noch „keine verbindlichen Richtgrößen“, sagte Baier auf epd-Anfrage. Bei der Hesselberg-Konferenz habe es dazu mit den Dekaninnen und Dekanen „einen ersten Austausch“ gegeben. Klar ist jedoch: Weil das „Steigerwald-Dekanat“ nur um die 20.000 Gemeindeglieder hätte, könne es „nur ein Zwischenschritt hin zu größeren Dekanatsbezirken“ sein, sagt eine mit der Situation vertraute Person. Laut Baier werden aktuell die benachbarten Dekanatsbezirke von Castell und Markt Einersheim zur geplanten Fusion befragt. Dies sei inzwischen üblich, sagte Baier, um zu klären, welche Folgen die „kleine Lösung“ für spätere haben könnte.
Somit ist die Fusion von Castell und Markt Einersheim nicht nur ein lokales oder regionales Thema. Vielmehr geht es um Grundsätzliches; nämlich darum, ob ein Zwischenschritt unterhalb der geforderten Mindestgröße genehmigt werden und damit andernorts als Blaupause für weitere „kleine Lösungen“ herangezogen werden könnte. Gerade Letzteres will die Kirchenleitung vermeiden. Zum einen, weil Dekanate in Zukunft vergleichbar groß sein sollen, was aktuell nicht der Fall ist. Zum anderen sind solche Fusionsprozesse zeitaufwendig und nervenaufreibend. Vor allem den Ehrenamtlichen könne man keine „Dauer-Fusionsprozesse“ zumuten.
Huber schreibt auf epd-Anfrage zum Thema: Die Dekanatsausschüsse Castell und Markt Einersheim sind „zuversichtlich, dass der Landeskirchenrat die Fusion als einen Zwischenschritt bald genehmigt, damit wir die notwendigen weiteren Schritte angehen können.“ Baier betont auf epd-Anfrage, dass von einer „Vertagung“ der Entscheidung „keine Rede“ sein könne. Seine Abteilung sei „vollumfänglich arbeitsfähig“ trotz „temporärer Arbeitsspitzen“. Man setze Themen erst dann auf die Tagesordnung des Landeskirchenrats, „wenn die Anträge entscheidungsreif“ seien. Einen Anspruch auf Behandlung in einer konkreten Sitzung „gibt es nicht“.
Fakt ist: Die Zahl der Dekanate soll bayernweit sinken. Lag sie vor wenigen Monaten noch bei 66, werden es zum 1. Januar nächsten Jahres noch 60 Dekanatsbezirke sein. Geplant ist, dass die Zahl bis zum Jahr 2030 auf mindestens 44 zurückgehen soll. Im gleichen Zeitraum soll die Zahl der Kirchenkreise von derzeit sechs auf vier gesenkt werden. (00/3326/06.11.2024)