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Landeskirche will Missbrauch in weiteren Studien aufarbeiten

Die hannoversche Landeskirche will zwei weitere Aufarbeitungs-Studien zu Fällen sexualisierter Gewalt in Auftrag geben. Das Kollegium im Landeskirchenamt hat für die Beauftragung zweier externer wissenschaftlicher Kommissionen gestimmt, wie eine Kirchensprecherin am Mittwoch in Hannover mitteilte. Entsprechende Vertragsvereinbarungen seien zeitnah zu erwarten. Beide Studien seien für rund zwei Jahre angelegt.

Bei einem Gutachten geht es den Angaben zufolge um Gewalterfahrungen, die Heimkinder in den 1960-er bis 1980-er Jahren erlitten haben. Sie waren über einen Pastor in Elsdorf bei Bremen in Pflegestellen auf Höfen und in Handwerksbetrieben vermittelt worden. Vor rund einem Jahr waren auf dem Dachboden des Elsdorfer Pfarrhauses Akten gefunden worden, die Hinweise auf Gewalt in den Pflegestellen geben. Der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Elsdorf und das Leitungsgremium des zuständigen Kirchenkreises Bremervörde-Zeven hatten daraufhin eine Aufarbeitung der Geschehnisse beim Landeskirchenamt beantragt.

Zum anderen soll die sexualisierte Gewalt in der geistlichen Gemeinschaft Koinonia aufgearbeitet werden, die ihren Hauptsitz in Hermannsburg hat. Dort waren 2022 institutionelle sexualisierte Gewalt und Vorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Mitbegründer der Gemeinschaft bekannt geworden.

Erst vor einer Woche hat die Landeskirche eine Studie öffentlich gemacht, die einem verstorbenen charismatischen Theologen Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt nachweist. Seine Taten in den 1970er- und 1980er-Jahren ereigneten sich im Umfeld einer geistlichen Gemeinschaft, deren Gründer und Leiter er war – auch sie hatte ihren Sitz in Hermannsburg.

Als Reaktion auf die Empfehlungen der Studie will die Landeskirche Hannovers überdies ihren Umgang und ihre Visitationsrechte für sogenannte geistliche Gemeinschaften prüfen und verstärken, wie es hieß. Das Kollegium wolle zudem mit der Vorbereitung weiterer Aufarbeitungsaufträge beginnen.