Die evangelische Landesfrauenpastorin Susanne Paul aus Hannover lehnt die Forderung der Unionsfraktion nach einem „Sexkauf-Verbot“ zur Eindämmung der Prostitution ab. Durch ein solches Verbot würden die Frauen generell zu Opfern erklärt, und ihre Arbeit werde mehr gefährdet, weil sie ins Verborgene abgedrängt werde, sagte Paul am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Dies fördert nicht die Sicherheit ihrer Arbeitsbedingungen.“ Beratungsstellen könnten dazu einiges aus der Corona-Zeit erzählen.
Der Vorschlag nach einem „Sexkauf-Verbot“ nach schwedischem Vorbild war durch Politikerinnen aus der Unionsfraktion des Bundestages in die Diskussion gebracht worden. Die Situation der bundesweit rund 250.000 Prostituierten sei dramatisch, sagte die stellvertretende Fraktionschefin Dorothee Bär (CSU). Deutschland habe sich mittlerweile zum „Bordell Europas“ entwickelt. Die Frauen sind aus Sicht der Union oft schutzlos und werden ausgebeutet. Die allermeisten kämen aus dem Ausland, und nur ein Bruchteil sei behördlich angemeldet. Bei einem Verbot nach schwedischem Vorbild werden nicht die Prostituierten bestraft, sondern die Käufer von Sexualdienstleistungen.
Die Frauenpastorin sagte, Sexarbeit, Zwangsprostitution und Menschenhandel müssten auseinandergehalten werden. Menschenhandel zu bekämpfen und Gewalt und Ausbeutung in der Prostitution zu verhindern, sei eine wichtige Aufgabe. „Dies wird allerdings nicht durch eine Verbotspolitik erreicht“, betonte Paul. „Sie hat nicht das Wohl der Frauen im Blick.“
Die Idee der rot-grünen Bundesregierung von 2002, die Prostitution zu liberalisieren, halte sie dagegen für sinnvoll, sagte die Theologin. Sexarbeiterinnen, die diese Arbeit als freie Entscheidung übernähmen, dürften nicht zu Opfern erklärt werden, auch wenn dies oft von einer prekären Lebenssituation beeinflusst sei: „Es gilt, ihnen mit Respekt gegenüberzutreten.“