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Landesbischof Bilz: Kirchen müssen Schutzräume bieten

Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz hat zur Stärkung einer respektvollen Gesprächskultur aufgerufen. Vor dem Hintergrund von Polarisierung und Spannungen in der Gesellschaft sei die Kirche herausgefordert, eine Gegenkultur zu bilden, sagte Bilz am Samstag auf der Tagung der Landessynode in Dresden. Notwendig sei die Fähigkeit, sich auszuhalten und zu respektieren.

Kirche müsse zudem offene Räume bieten, „für alle, die Schutz und Geborgenheit brauchen“, sagte Bilz: „Das bedeutet für mich, dass wir vielfältige Gelegenheiten für Ermutigung schaffen.“ Er plädierte dafür, dass Kirche „noch stärker zum Rückzugsort für Entmutigte wird“. Es brauche „Begegnungsgelegenheiten zwischen denen, die eigentlich Begegnungen vermeiden wollen“, Orte für das Gespräch und die Verständigung von Menschen mit unterschiedlicher Meinung.

Bilz war vor wenigen Tagen zum stellvertretenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden. Der sächsische Landesbischof rief am Samstag in Dresden auch zu mehr Wertschätzung der kirchlichen Arbeit auf. „Ich wünsche mir für unsere Kirche, dass wir wertschätzen und würdigen, was getan wird“, sagte er.

Der leitende Geistliche appellierte erneut, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt voranzubringen. „Wir müssen Kräfte einsetzen, um die zerstörerische Kraft zu überwinden“, sagte Bilz. Dafür seien personelle und finanzielle Ressourcen einzusetzen, „aber auch Herzenskräfte und die Kraft, die aus der Demut wächst“. Es gelte, eigenes Versagen einzugestehen und glaubhafte Zeichen der Umkehr zu setzen.

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und rückläufiger Kirchensteuereinnahmen plant die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens für 2025 Einsparungen. Der Haushaltsentwurf sieht ein Volumen von rund 248 Millionen Euro vor, etwa sechs Millionen Euro weniger als 2024. Beratungen dazu standen am Samstag auf der Tagesordnung.

Der Vorsitzende des Finanzausschusses der Landessynode, Till Vosberg, sagte vor dem Hintergrund der Entwicklungen: „Es geht uns nicht gut.“ Steigende Kosten gingen mit sinkenden Einnahmen einher. Daher müsse auf Rücklagen zurückgegriffen werden. Um zu sparen, sind unter anderem Einschnitte bei Bau- und Sanierungsvorhaben der Gemeinden geplant. Der Etat für diesen Bereich soll von derzeit 18 Millionen Euro auf zwölf Millionen Euro abgesenkt werden. Auch die Zukunft der sächsischen Kirchenzeitung „Der Sonntag“ wurde bei der Synodentagung zur Disposition gestellt.

Aus Kirchensteuern erwartet die Landeskirche 2025 rund 130 Millionen Euro und aus den sogenannten Staatsleistungen rund 29 Millionen Euro. Zudem fließen in den sächsischen Landeskirchenhaushalt rund 48,6 Millionen Euro aus dem Finanzausgleich der EKD.

Die Synode lehnte eine Studie zur Evaluierung der laufenden Strukturreform ab, für die zunächst 100.000 Euro vorgesehen waren. Der Finanzierung einer bis Ende 2026 befristeten Personalstelle zur Nachwuchsgewinnung stimmte das Kirchenparlament dagegen zu. Ziel ist, vor allem in ländlichen Räumen für Nachwuchs in den kirchlichen Berufen zu werben. Die 80 Synodalen repräsentieren rund 592.000 Kirchenmitglieder in Sachsen.