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Kurzkritiken zu den wichtigsten Filmen der Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 26. Oktober, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

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Ein junger Doktorand (Jan Bülow) und sein Doktorvater (Hanns Zischler) reisen in den 1960er-Jahren zu einem Hotel in den Alpen, in dem ein Physiker-Kongress stattfindet. Vor Ort ereignen sich mysteriöse Vorgänge. Der junge Wissenschaftler, der sich mit der Vielwelten-Theorie beschäftigt, wird von einer faszinierenden Jazz-Pianistin abgelenkt, die plötzlich verschwindet. Als einer der Professoren tot im Schnee liegt, der Doktorand den Toten aber alsbald dabei beobachtet, wie der quicklebendig im Zimmer der Pianistin stöbert, wird deutlich, dass hier etwas nicht ganz im Lot ist. Das könnte auch mit den alten Stollen zu tun haben, die sich in der Nähe des Hotels befinden. Ein stilistisch fesselndes, anspielungsreiches Mystery-Drama in Schwarz-Weiß, das ans Noir-Kino der 1940er- und 1950er-Jahre anschließt und mittels des Multiversum-Motivs suggestiv von existenzieller Ungewissheit erzählt. Insgesamt gelingt Timm Kröger und seinem Team mit “Die Theorie von Allem” ein Werk von bestechender Schönheit und einer der ungewöhnlichsten deutschen Filme seit Jahren.- Sehenswert ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621208/die-theorie-von-allem

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Eine illegal in Belgien lebende afrikanische Jugendliche versucht sich eine Aufenthaltsgenehmigung zu erkämpfen und gerät in die Fänge der Drogenmafia. Bei ihren Anstrengungen wird sie von einem kindlichen Freund unterstützt, den sie als ihren Bruder ausgibt. Das beklemmend-spannende Drama schildert mit schonungslosem Realismus, wie sie ausgebeutet werden und sich dagegen wehren. Ein bewegender, angemessen harter Film über zwei Gehetzte und ihr Bemühen um ein menschenwürdiges Dasein in Europa. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/618980/tori-lokita

25 Jahre nach den übernatürlichen Ereignissen im Reichskrankenhaus in Kopenhagen, wie sie in den beiden Staffeln “The Kingdom – Hospital der Geister” aus den 1990er-Jahren geschildert wurden, versucht ein Medium, die damaligen Gräueltaten aufzuarbeiten. Altes und neues Krankenhauspersonal stellen sich den Mächten des Bösen dabei entgegen – oder an dessen Seite. Die Fortsetzung der kuriosen Mischung aus Sitcom und Horror-Epos markiert mit einem umfangreichen Ensemble voller idiosynkratischer Figuren die Schnittmenge von Bürokratie und Weltuntergang. Neu ist ein melancholischer Unterton, der dem Galgenhumor der Serie eine neue Tragweite verleiht. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619542/lars-von-trier-geister-exodus

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Während des Bundestagswahlkampfs 2021 beobachtet der Dokumentarfilm im südthüringischen Wahlkreis 196 ein halbes Dutzend Kandidaten, darunter auch Hans-Georg Maaßen (CDU) und Frank Ullrich (SPD). Beim Werben um die Gunst der Wähler spielen die großen Aufregerthemen “Corona” und “AfD” allerdings kaum eine Rolle; vielmehr geht es um lokale Zusammenhänge und die Nöte der Menschen. Deutlich wird auch, dass die Kandidaten mehr durch ihr persönliches Auftreten als durch ihre politische Agenda an Kontur gewinnen. Der Film macht sein Vorgehen immer wieder sichtbar, droht sich aber in der Vielzahl aufmerksamer Beobachtungen zu verlieren. Dennoch ein bemerkenswerter Versuch über den Stand der parlamentarischen Demokratie. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/621452/arena-196-zwischen-wende-wahl-und-wirklichkeit

 

Ein Auftragskiller ist einer der Besten seines Fachs. Er hält sich streng an seinen persönlichen Kodex, der ihm jede Improvisation, aber auch jegliche emotionale Involviertheit verbietet. Doch dann misslingt ihm in Paris ein Auftrag und er gerät selbst auf die Abschussliste. In der Folge findet er sich auf einer persönlichen Rache-Mission wieder, bei der er alle seine Fähigkeiten und seine ganze Skrupellosigkeit nutzt. Der Thriller wandelt inhaltlich auf ausgetretenen Genre-Pfaden und kümmert sich weder um die Entwicklung des Charakters noch um eine reflektierte Haltung zum Killer-Sujet. Durch eine exzellente Inszenierung und den charismatischen Hauptdarsteller Michael Fassbender gelingt aber hochspannende Unterhaltung. – Ab 18.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/621372/der-killer-2023

Ein Rentner bricht unvermittelt zu einer 1.000 Kilometer langen Wanderung quer durch England auf, um eine im Sterben liegende frühere Arbeitskollegin zu besuchen. Ohne Geld, Handy oder EC-Karte hofft er sie durch seine Pilgerschaft zu heilen. Die elegisch gefilmte Erzählung handelt mit viel Sinn für introspektive Umwege und einem entwaffnenden Hauptdarsteller von verdrängten Schuldgefühlen, Erlösung und Versöhnung. Der Übergang vom poetisch-stoischen Lebenslob zur metaphysischen Besinnung gerät allerdings etwas forciert. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621315/die-unwahrscheinliche-pilgerreise-des-harold-fry

Ein alkoholsüchtiger Bauingenieur (Frederick Lau) gerät im Vollsuff in eine Polizeikontrolle und verliert seinen Führerschein. Aus Trotz schließt er eine Wette ab, keinen Tropfen mehr zu trinken, bis er wieder fahren darf. Mit einer geballten Ladung robuster Komik kreist der Film zwischen drohendem Rückfall und dem Widerstand, sich mit den Gründen der Sucht auseinanderzusetzen, um Hochs und Tiefs einer selbstverordneten Nüchternheit. Ein üppig orchestriertes Solo für den Hauptdarsteller, für ein Sittenbild fehlt es allerdings an genaueren Milieuschilderungen.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621152/one-for-the-road-2023

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Eine Jugendliche arbeitet in einem Freizeitpark und muss eine Nachtschicht schieben, um andere Jugendliche, die ein Preview-Ticket fürs Halloween-Spektakel des Parks haben, zu betreuen. Dass sie mit den Jungs und Mädchen einst befreundet war, es dann aber nach einem tragischen Ereignis zum Bruch kam, macht den Job in der ansonsten verlassenen Anlage nicht angenehmer. Doch dann wird die Nacht zum puren Horror, da zwischen Fahrgeschäften und Buden eine maskierte Gestalt mit einer Axt es auf die Jugendlichen abgesehen hat. Ein routinierter Teen-Slasher mit formelhaften Figuren, der weniger aufs blutige Breitwalzen seiner Attacken als auf solide Spannung und das Spiel mit dem Freizeitpark-Schauplatz setzt. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621319/halloween-park

Ein Nachwuchsautor arbeitet als Hauslehrer für den Sohn eines Starautors. Was harmlos beginnt, entwickelt sich zu einem Spiel aus Intrigen und Manipulation, denn der Herr des Hauses erweist sich als patriarchales Monstrum, das alle um sich herum aussaugt. Im Lehrer seines Sohnes findet er allerdings einen ebenbürtigen Gegner. Ein routinierter Thriller, der aber bereits früh die Karten auf den Tisch legt und seine Geschichte ohne Geheimnis und wirkliche Spannung vorantreibt. Die Figuren bleiben oberflächlich und ihre folgenreichen Entscheidungen oft kaum nachvollziehbar. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621318/the-lesson

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Ein tollpatschiger Junge wird von seinen gestressten Eltern nur beachtet, wenn er unfreiwillig für Chaos sorgt. Auch in der Schule gerät er immer wieder in Schwierigkeiten, weil er sich dem Regelwerk des Direktors nicht zu fügen vermag. Bis ein Agent von der Behörde gegen Langeweile erscheint, der dem Kind in seiner Not beizustehen verspricht. Die Kinderbuchadaption verbindet Elemente aus Märchen, Fantasy, Abenteuer und Science-Fiction zu einer bemühten Mischung zwischen Spukschloss und Abenteuer-Spielplatz. Für Unterhaltung sorgen einige Slapstick-Einlagen, doch Spannung dürfte allenfalls bei ganz jungen Zuschauern aufkommen. – Ab 6.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621321/die-unlangweiligste-schule-der-welt

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung