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Kurhessische Kirche debattiert Einsparungen

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) stellt sich auf veränderte Verhältnisse ein und strategisch neu auf: Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuern stimmte die Landesynode am Freitagabend in Hofgeismar nach intensiven Beratungen Sparvorschlägen der landeskirchlichen Dezernate zu. Sie sollen ab dem Doppelhaushalt 2026/27 umgesetzt werden und helfen, Deckungslücken von 6,86 Mio. Euro (2026) und 10,73 Mio. Euro (2027) zu schließen. Grundlage waren von den Dezernaten entwickelte „50-Prozent-Szenarien“ für den Fall, dass in zehn Jahren nur noch die Hälfte der jetzigen Kirchensteuermittel zur Verfügung steht.

Laut Synodenbeschluss werden unter anderem die Umstrukturierungen im Bildungsdezernat fortgesetzt. Nach dem Zusammenschluss der Referate Wirtschaft-Arbeit-Soziales und Erwachsenenbildung zum „Forum Bildung“ im März soll ab 1. Januar 2026 auch die Evangelische Akademie Hofgeismar integriert werden. Ziel sei es, Kräfte in der Erwachsenenbildung zu bündeln, Strukturen zu straffen und die Qualität zu erhöhen.

Außerdem stimmte die Synode der künftigen Diakonie-ie der EKKW zu. Insbesondere sollen das Wirken im ländlichen Raum, die sozialräumliche Arbeit sowie das freiwillige Engagement gestärkt werden. Ziel ist es, die Strategie in eine überarbeitete Fassung des Diakoniegesetzes einfließen zu lassen.

Bischöfin Beate Hofmann unterstrich während der Beratungen die Notwendigkeit einer grundlegenden Neuausrichtung der Kirche mit Blick auf das Jahr 2035, die schrittweise erfolgen solle. Die Landeskirche strebe dabei keinen Spar-Aktivismus an, sondern die Entwicklung verantwortlicher Zukunftsszenarien. Alle Arbeitsbereiche – von der Gemeindearbeit bis hin zur Digitalisierung – stünden auf dem Prüfstand. „Wir werden uns überall verändern müssen, wir werden eine andere Kirche werden. Das braucht Zeit und Ressourcen, und darum müssen wir das jetzt angehen, realistisch und kreativ“, appellierte Hofmann. Die Suche nach Kompromissen wird nach ihren Worten mühsam sein.

Kritik gab es unter anderem an Kürzungen im Bereich Kirchenmusik und der geplanten Streichung landeskirchlich finanzierter Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr – sie seien zentral für Nachwuchsgewinnung und soziale Arbeit. Junge Freiwillige seien ein Pfund, das die Kirche nicht verlieren dürfe. Der Synodale Michael Roth machte deutlich: „Wir werden uns von Dingen verabschieden müssen, die wunderbar sind.“ Seiner Ansicht nach müssen jetzt Einschnitte gemacht werden, die „ins Gute“ gehen, auch wenn sie schmerzten.

Die kurhessische Synode tagt noch am Samstag, 10. Mai, in der Evangelischen Tagungsstätte in Hofgeismar. Die Sitzung kann im Livestream unter www.ekkw.de verfolgt werden.