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Kuratorium unterstützt TU-Präsidentin

Die umstrittene Berliner TU-Präsidentin Geraldine Rauch bekommt Unterstützung vom Kuratorium der Universität. Der Aufsichtsrat will sie bei einem “Neuanfang” unterstützen.

Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin, Geraldine Rauch, steht massiv in der Kritik
Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin, Geraldine Rauch, steht massiv in der KritikImago / Funke Foto Services

Das Kuratorium der Technischen Universität Berlin (TU) unterstützt die wegen des Likens antisemitischer Tweets in der Kritik stehende TU-Präsidentin Geraldine Rauch bei ihrem Verbleib im Amt. Der elfköpfige Aufsichtsrat habe auf seiner Sitzung mehrheitlich beschlossen, Rauch „konstruktiv-kritisch bei ihrem angekündigten Neuanfang zu unterstützen“, teilte die Hochschule in Berlin mit. Zuvor hatte sich der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz für einen Rücktritt der TU-Präsidentin ausgesprochen.

Das Kuratorium erklärte, zwar habe Rauch durch das „eklatante Fehlverhalten“ der Universität viel Schaden zugefügt. Der internationale Ruf der TU habe erheblich gelitten und die Erfolgsaussichten für den erneuten Antrag zur Exzellenzinitiative „BUA“ seien getrübt. Dennoch sollte ihr eine Chance eingeräumt werden, konsequent den Vorfall aufzuarbeiten und den inneren Frieden in der TU Berlin wieder herzustellen. Rauch wolle unter anderem ein Programm gegen Rassismus und Antisemitismus auflegen und weitere Lehren aus dem Vorfall für sich selber und ihre Präsidentschaft ziehen.

“Frau Rauch pflegt keinerlei antisemitische Vorurteile”

„Das Kuratorium erwartet, dass sie diese Absichten unverzüglich, konsequent und mit hohem Verantwortungsbewusstsein in enger Absprache mit dem Präsidium und allen universitären und außeruniversitären Gremien umsetzt“, hieß es. Spätestens nach einem Jahr erwarte das Gremium dazu einen Fortschrittsbericht.
Rauch habe zwar „zweifellos“ einen Fehler aus grober Nachlässigkeit begangen, hieß es weiter. Dafür habe sie sich jedoch in aller Form entschuldigt. Ebenso sei das Kuratorium fest davon überzeugt, „dass Frau Rauch keinerlei antisemitische Vorurteile pflegt, damit sympathisiert oder diese unterstützt“. Eine kritische Haltung gegenüber dem derzeitigen Vorgehen der israelischen Regierung sei legitim und keinesfalls antisemitisch.

Rauch steht in der Kritik, weil sie antisemitische Posts auf der Plattform X mit einem „Like“ („gefällt mir“) markiert hatte. Dabei ging es unter anderem um einen Beitrag, in dem ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz zu sehen war.

Rücktrittsforderungen auch vom Internationalen Auschwitz-Komitee

Der Akademische Senat der TU hatte ihr vergangene Woche mit knapper Mehrheit den Rücktritt nahegelegt. Für die Einleitung eines Abwahlverfahrens wären zwei Drittel der Stimmen nötig gewesen. Die 41-jährige Mathematikerin erklärte danach, sie wolle im Amt bleiben.

Der langjährige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, Wolfgang Benz, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), „was Rauch geliked hat, das ist judenfeindlich, da hilft alles nichts“. Er empfehle ihr den dringenden Rücktritt, ehe der Schaden für die Hochschule noch größer werde. Mit dem Liken der Tweets sei das Amt beschädigt, „auch wenn man sich danach tausendmal entschuldigt“. Eine Entschuldigung für ein solches Verhalten sei „im Privatbereich möglich, aber nicht in dieser Position“.

Rücktrittsforderungen an Rauch kamen auch unter anderem vom Internationalen Auschwitz-Komitee. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die TU-Präsidentin aus seinem Beraterkreis des sogenannten Zukunftsrates gestrichen.