Das niedersächsische Kultusministerium lehnt verpflichtende Besuche von Schülerinnen und Schülern in KZ-Gedenkstätten ab. Fachexperten wie der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Thüringen, Jens-Christian Wagner, hätten sich in der Vergangenheit regelmäßig gegen eine solche Vorgabe ausgesprochen, begründete das Ministerium gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) seine Position. Gleichwohl seien Besuche in Gedenkstätten ein wichtiger Beitrag zur historisch-politischen Bildung.
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte in der vergangenen Woche dafür plädiert, den Besuch von Gedenkstätten für frühere Konzentrationslager der Nationalsozialisten in die Lehrpläne aufzunehmen. Wagner, der auch als Historiker an der Universität Jena lehrt, hatte daraufhin seine Kritik an solchen Forderungen erneuert.
„Niemand wird zum besseren Menschen, wenn er einmal eine Gedenkstätte besucht hat“, schrieb er in einem Gastbeitrag für den „Spiegel“: „Auf Quantität statt Qualität zu setzen, ist reine Symbolpolitik.“ Wagner war von 2014 bis 2020 Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten mit Sitz in Celle, bevor er nach Thüringen wechselte.