Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat in Rom der Toten der Massaker in den Ardeatinischen Höhlen gedacht. „Ich bin überzeugt, dass das Erinnern heute wichtiger denn je ist“, sagte Roth am Sonntag zum 80. Jahrestag des Kriegsverbrechens deutscher Besatzer in Italien nach der Zeremonie am Mausoleum in der italienischen Hauptstadt. Es sei ihr sehr wichtig, an diesem Tag in Rom zu sein, an diesem Tag „an dieses schreckliche Verbrechen erinnern zu können, Seite an Seite mit meinem italienischen Kollegen“.
Von italienischer Seite nahm Kulturminister Gennaro Sangiuliano an der Gedenkveranstaltung teil. Der parteilose Politiker steht den ultrarechten Fratelli d’Italia von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nah.
Roth sagte, es gehe darum, mit dem Erinnern das gemeinsame Projekt Europa für die Zukunft zu stärken. „Wenn wir das Versprechen ‘Nie wieder’ ernst nehmen, dann müssen wir sagen: ‘Nie wieder ist jetzt’.“ Man habe die Verantwortung und Aufgabe, gemeinsam gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus, Muslim-Feindlichkeit oder gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vorzugehen und energisch dagegen anzukämpfen.
Die Grünen-Politikerin kritisierte, dass die Verbrechen der deutschen Besatzer in Italien in Deutschland zu wenig bekannt seien. Am 24. März 1944 hatte SS-Männer in den Höhlen im Süden Roms 335 Jungen und Männer getötet. Das Kriegsverbrechen wurde als Vergeltung deklariert: Einen Tag zuvor hatten italienische Widerstandskämpfer in der Innenstadt von Rom einen Bombenanschlag verübt, bei dem 33 Mitglieder eines deutschen Besatzungstrupps getötet wurden. Die Opfer des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen waren Partisanen, Kommunisten und Antifaschisten, die in politischer Gefangenschaft saßen, außerdem Juden, die eigentlich in Vernichtungslager deportiert werden sollten.
Nachdem Italien nach der Absetzung und Festnahme des faschistischen Diktators Benito Mussolinis im Zweiten Weltkrieg die Seiten gewechselt hatte, besetzte die deutsche Wehrmacht das Land bis zur Kapitulation in Norditalien am 2. Mai 1945. 1949 wurde die Gedenkstätte in den Ardeatinischen Höhlen eingeweiht.
Bereits am Freitag hatte der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella an dem Ort einen Kranz abgelegt. An diesem Tag wurden auch wie in jedem Jahr die Namen der Getöteten verlesen.