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Künstliche Intelligenz: Kirche als Mitgestalter gefragt

Vertreter aus Wissenschaft und Kirche sehen für Seelsorge und Glauben besondere Herausforderungen für den Einsatz von sogenannter Künstlicher Intelligenz. Auf einem Thementag in Heilbronn zu „KI, Ethik, Kirche. Was kann KI für uns tun?“ rief Heiner Lasi, Leiter des Ferdinand-Steinbeis-Instituts, am Montag Kirche zum Handeln auf. Denn KI könne stets nur das ausgeben, was sie zuvor gelernt habe. Die Wissensräume von KI müssten trainiert werden. Kirche müsse diese Entwicklung mitgestalten. Jeder erwarte, dass KI wertebasierte Entscheidungen treffe. „Wie aber soll sie das tun, wenn ihr es niemand beibringt?“, fragte der Leiter des gastgebenden interdisziplinären Forschungsinstituts.

Bislang würden bekannte KI-Programme wie Chat GPT theologisch vor allem von freikirchlich-evangelikalen Kreisen aus den USA gespeist. Deren Theologie unterscheide sich mitunter aber erheblich von der deutscher Landeskirchen, hieß es. Miriam Hechler, Beauftragte der württembergischen Landeskirche für innovatives Handeln und neue Aufbrüche, ermunterte Pfarrer daher dazu, ihre Predigten ins Netz zu stellen. Das erhöhe die Chance, dass Programme wie Chat GPT, die sich aus dem gesamten Internet speisen, auch diese Informationen aufnähmen.

Der katholische Theologe Lukas Brand, der an der Ruhr-Universität Bochum zum Thema Anthropologie und Theologie der Künstlichen Intelligenz promoviert, betonte mit Blick auf den Bereich Seelsorge, dass diese so individuell sei, dass Künstliche Intelligenz damit überfordert sei. KI sei im Kern etwas Mathematisches, das aufgrund angelernter Dinge nach Wahrscheinlichkeiten entscheide. Seelsorgerliche Gespräche könne man damit – zumindest noch – nicht ersetzen.

„KI glaubt nichts“, sagte Brand. Dennoch könne sie für die Kirche zielführend sein. „Auch wenn KI keine eigenen religiösen Überzeugungen hat, kann sie Menschen auf Gott hin ausrichten.“ Das habe sich etwa am Interesse an dem Sprachassistenten Celeste gezeigt oder an dem Segensroboter „Bless U2“, den die hessen-nassauische Kirche 2017 zum Reformationsjubiläum an den Start schickte. Brand plädiert dafür, dass der Umgang mit Künstlicher Intelligenz einen Platz im Theologiestudium bekommt.

In der Evangelischen Kirche im Rheinland ist seit dem Reformationstag vergangenen Jahres der „Avatar Martin Luther“ im Einsatz. Zum 31. Oktober 2023 konnten dem virtuellen Reformator erstmals auf Youtube per Chat Fragen gestellt werden.