Eine der bekanntesten Kirchen Bayerns ist um eine Attraktion reicher. Zum höchsten Backsteinturm der Welt kommen jetzt abstrakte Künstlerfenster, für die ihr Schöpfer kein Geld wollte.
Der renommierte irisch-amerikanische Künstler Sean Scully (79) hat für eine der bedeutendsten katholischen Kirchen in Bayern unentgeltlich vier neue Fenster geschaffen. Sie werden in der Stiftsbasilika Sankt Martin in Landshut am Sonntag bei einem Gottesdienst in Anwesenheit des Malers gesegnet, wie das Münchner Erzbischöfliche Ordinariat am Dienstag mitteilte. Die Landshuter Martinskirche verfügt über den mit 130 Metern höchsten Backsteinturm der Welt. Sie gilt als eine der kühnsten Hallenkirchen der Spätgotik.
Scully ist mit seinen abstrakten Gemälden weltweit in Museen und Ausstellungshäusern vertreten. Der ehemalige Professor der Münchner Kunstakademie lebt in Barcelona und New York und hat auch einen Wohnsitz im Landkreis Bad Tölz. Der Kontakt zur Martinskirche kam der Mitteilung zufolge über einen privaten Stifter zustande, der auch den Großteil der Kosten für Umsetzung und Einbau der Fenster trägt, nämlich 100.000 von 160.000 Euro.
Die neuen Künstlerfenster befinden sich in der bisher nicht zugänglichen Altdorferkapelle, der traditionellen Grablege der Landshuter Stiftspröpste. Scullys Entwürfe mit dünnen, sich kreuzenden Farblinien stellten zeitgenössische Neuinterpretationen mittelalterlicher Fenster dar, heißt es. In Glasfenster umgesetzt hat die Bilder die Mayer’sche Hofkunstanstalt in München.
Scully stammt nach Angaben des Kölner Kunstauktionshauses Van Ham aus Dublin und wuchs in London auf. Mit neun Jahren soll er dort durch Kunstwerke in der Kirche seiner katholischen Grundschule dazu inspiriert worden sein, selbst Künstler zu werden. Einfluss auf seine künstlerische Tätigkeit habe außerdem die Begegnung mit islamischer Architektur und arabischen Textilien bei einer Reise nach Marokko im Jahr 1969 gehabt. Dort habe er die Kombination strenger Gitterformen mit der Ausdruckskraft der Farbe vorgefunden.