Der Missbrauch von Minderjährigen durch Priester wurde früher oft vertuscht. Seit 2002 ist das in Württemberg nicht mehr möglich, meint der künftige Bischof Krämer. Die Amtszeit von Kardinal Walter Kasper lag davor.
Der neu ernannte Bischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, will die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs mit hoher Priorität angehen. “Wie bei meinem Vorgänger ist das Thema Missbrauchsaufarbeitung auch für mich Chefsache”, sagte Krämer (60) in einem am Dienstag verbreiteten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sein Vorgänger Bischof Gebhard Fürst habe schon im Jahr 2002 die “Kommission sexueller Missbrauch” in der Diözese Rottenburg-Stuttgart eingeführt. “Damit war die Möglichkeit nicht mehr gegeben, Dinge zu vertuschen”, betonte Krämer.
Ein schlechtes Zwischenzeugnis hatte die seit 2022 arbeitende Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Rottenburg-Stuttgart dem Bistum für die Zeit bis in die 1990er Jahre ausgestellt. “Verschleierung war ein Dauerzustand”, heißt es darin. Erstmals in den Fokus geriet der heute 91-jährige Kardinal Walter Kasper, der von 1989 bis 1999 Bischof in Rottenburg war.
Krämer sagte nun dazu: “Bisher liegen Zwischenberichte der Kommission vor, die nur blitzlichtartig Dinge beleuchten können. Abzuwarten ist der in zwei Jahren erscheinende Abschlussbericht, der eine qualifizierte Sicht auf die Amtszeit von Kardinal Kasper als Rottenburger Bischof zulässt.”
Krämer, der von 1994 bis 1997 Sekretär des damaligen Bischofs Walter Kasper war, sagte, er arbeite eng mit der Aufarbeitungskommission zusammen. “Sie hat mit mir ein Interview geführt, gerade über meine Zeit als Sekretär bei Kardinal Kasper.” Auch mit Kardinal Kasper habe die Kommission umfassende Interviews geführt, “die noch gar nicht in den Zwischenbericht eingeflossen sind”, sagte Krämer und fügte hinzu: “Ich habe Kardinal Kasper immer als sehr verantwortungsvoll agierenden Bischof erlebt, war aber mit diesen Fragen als Sekretär selber nicht unmittelbar befasst.”
Krämer war am 2. Oktober von Papst Franziskus zum Bischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart ernannt worden. Er wird am 1. Dezember im Rottenburger Dom zum Bischof geweiht und ins Amt eingeführt. Krämer folgt auf Gebhard Fürst, der vor einem Jahr im Alter von 75 Jahren zurückgetreten war.