Im Rahmen der Konflikte im Nahen Osten geraten auch Medienvertreter immer wieder zwischen die Fronten. Und das, obwohl sie sich klar als Presse zu erkennen geben. Ein Angriff radikaler Siedler sorgt jetzt für Empörung.
Nach den Angriffen radikaler israelischer Siedler auf Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) im Westjordanland nimmt die Kritik zu. Der deutsche Auslandssender selbst, der Deutsche Journalistenverband (DJV) und der deutsche Botschafter Steffen Seibert riefen Israel auf, die Sicherheit von Medienleuten zu gewährleisten.
Am Freitag waren eine Korrespondentin des DW-Büros Jerusalem und ihr Kameramann bei dem Dorf Sinjil nördlich von Ramallah von israelischen Siedlern mit Steinen beworfen und verfolgt worden. Wie die Deutsche Welle in Bonn mitteilte, konnten die beiden sich unverletzt in Sicherheit bringen; ihr Auto sei stark beschädigt worden.
DW-Intendant Peter Limbourg erklärte dazu: “Die Deutsche Welle verurteilt diesen Angriff auf unsere Kollegen, die für die Berichterstattung über einen geplanten Protest gegen Siedlergewalt nach Sinjil gefahren sind.” Dieser Angriff sei durch nichts zu rechtfertigen. “Wir fordern ganz klar: Die israelische Regierung muss die Sicherheit aller Journalistinnen und Journalisten im Westjordanland gewährleisten. Die Pressefreiheit – und damit die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten – ist die unverzichtbare Säule jeder Demokratie.”
Sinjil liegt im palästinensisch verwalteten Teil des von Israel besetzten Westjordanlandes. Neben der DW seien weitere internationale Medien vor Ort gewesen, um zu berichten, so der Sender weiter – “unter anderem AFP, die New York Times und die Washington Post. Auch weitere Journalisten, überwiegend Palästinenser, mussten fliehen. Die DW-Mitarbeiter waren durch ihre Pressewesten klar als Medienschaffende zu erkennen gewesen.”
Auch der Deutsche Journalisten-Verband verurteilte den Angriff. Der Bundesvorsitzende Mika Beuster betonte, die israelische Regierung sei jetzt in der Pflicht, den Vorfall aufzuklären und juristisch zu verfolgen: “Es kann nicht sein, dass radikale Siedler ungestraft Jagd auf Medienschaffende machen. Das darf nicht ohne Folgen bleiben.”
Der DJV-Vorsitzende erinnerte in dem Zusammenhang auch daran, dass die internationalen Korrespondenten in Israel unter erschwerten Bedingungen arbeiten müssten. Der Überfall im Westjordanland zeige, dass viel zu wenig für den Schutz der Kolleginnen und Kollegen getan werde.
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf X, die Berichte über gewalttätige Siedlerangriffe auf internationale Journalisten seien äußerst beunruhigend: “Die Pressefreiheit und die Sicherheit von Journalisten müssen gewährleistet sein. Angesichts der zunehmenden extremistischen Siedlergewalt ist ihre Arbeit unerlässlich.”