Eine kroatische Migrationsexpertin hat die jüngsten Grenzschutzmaßnahmen in Südosteuropa als heuchlerisch kritisiert. Über Jahre hinweg hätten Italien, Slowenien und Kroatien vor irregulärer Migration Richtung Westeuropa die Augen verschlossen, sagte die Programmdirektorin des Zentrums für Friedensforschung (CMS) in Zagreb, Sara Kekus, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dass diese Länder nun auf Druck der EU hin die Kontrollen verschärften, zeuge von einem nicht funktionierenden Asyl- und Integrationssystem in Europa.
Bei einem Treffen hatten sich die Innenminister der drei Länder in dieser Woche darauf geeinigt, vermehrt beim Grenzschutz zu kooperieren. Bereits im Herbst führten die drei Schengen-Staaten wieder Passkontrollen ein. Vermehrte Polizeieinsätze hätten zudem zu Festnahmen von Menschenschmugglern geführt und irreguläre Grenzübertritte verhindert. “Wir sind übereingekommen, am Westbalkan zusammenzuarbeiten, da wir eine hohe Zahl illegaler Migranten verzeichnen”, so Sloweniens Innenminister Bostjan Poklukar. Sein Land hatte am Donnerstag angekündigt, ein temporäres Aufnahmezentrum für Migranten an der Grenze zu Kroatien zu öffnen.
Nach Ansicht der Politologin Kekus wird Migration das bestimmende Thema sowohl bei der Europawahl als auch bei der kroatischen Parlamentswahl in diesem Jahr sein. Kroatien, das 2023 der Schengen-Zone beitrat, liegt am Ende der Westbalkanroute. Diese bleibt laut der EU-Grenzschutzbehörde Frontex hinter der zentralen Mittelmeerroute der zweitaktivste Migrationsweg des Kontinents. “In Kroatien nutzen Anti-Immigrations-Bewegungen und Rechtspopulisten das Thema heute, um politisch zu punkten.”