In Nordrhein-Westfalen wächst die Kritik an geplanten Kürzungen für Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen im Landesetat. Angesichts zunehmender Gewalt gegen Frauen seien Einsparungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro in diesem Bereich „absolut unverständlich“, erklärte die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Anke Unger am Freitag in Düsseldorf. Schon jetzt gebe es viel zu wenig Plätze in Frauenhäusern, „zu oft stehen verzweifelte Frauen vor geschlossenen Türen“. Auch die Beratungsstellen seien völlig überlaufen, sagte Unger. Statt zu sparen, müsse die Landesregierung die Finanzierung der Beratungsangebote und Frauenhäuser sicherstellen und weitere Frauenhäuser vor allem im ländlichen Raum einrichten.
Der flächendeckende Ausbau von Hilfsangeboten und Frauenhäusern müsse eigentlich „absolute Priorität“ haben, mahnte auch die SPD-Fraktion im NRW-Landtag. Stattdessen lasse die Landesregierung mit ihren Kürzungsplänen die Frauenhäuser im Stich, kritisierte die gleichstellungspolitische Sprecherin Anja Butschkau. „Es kann doch eigentlich niemanden kalt lassen, dass im vergangenen Jahr 7.234-mal Frauen aus Platzmangel von den Frauenhäusern abgewiesen werden mussten. Das sind drei von vier Anfragen.“
Bereits am Donnerstag hatte das NRW-Netzwerk gegen Gewalt an Frauen vor den Folgen einer mangelhaften Finanzierung der Frauenschutzstrukturen gewarnt. Viele Einrichtungen stünden finanziell „mit dem Rücken zur Wand“, es drohten Schließungen, heißt es in einem Offenen Brief an die Landesregierung. Frauen und Kinder fänden keine Schutzplätze, Beratungsstellen hätten zu wenig Personal, um die steigende Zahl von Anfragen zu bewältigen. Statt Einsparungen müsse die Finanzierung ausgebaut werden, forderten die im Netzwerk zusammengeschlossenen Frauenhäuser und Sozialverbände.