Weibliche Jugendliche in Deutschland sind zunehmend von Problemen wie Ess-Brech-Sucht oder Heißhungeranfällen betroffen. Dabei spielen offenbar Soziale Medien eine besondere Rolle.
Immer mehr weibliche Jugendliche leiden laut Krankenkasse KKH unter Essstörungen. Bei den 12- bis 17-Jährigen gab es im Jahr 2022 rund 139 Fälle pro 10.000 Versicherte, wie die KKH am Donnerstag in Hannover mitteilte. Das sei ein Plus von 54 Prozent gegenüber 2012 (90 Fälle). Besonders in der Corona-Pandemie hätten die Essstörungen zugenommen – zwischen 2019 und 2022 von 101 auf 139 Fälle. Als ein Grund werden Schönheitsstandards in den Sozialen Medien angeführt.
Laut KKH liegt der Anteil weiblicher Teenager mit Essstörungen etwa viermal so hoch wie bei männlichen. Gerade die Sozialen Medien förderten diesen Trend unter den heranwachsenden Frauen: “Sie vergleichen sich intensiver in sozialen Medien als gleichaltrige Jungen und beschäftigen sich stärker mit sich selbst. Außerdem spüren sie einen höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen”, erklärte KKH-Psychologin Franziska Klemm. Absurde Schönheitstrends seien zudem Grundlage für körperbezogene Beleidigungen.
Die Krankenkasse geht davon aus, dass die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper mit starker Mediennutzung wachse. Der Anstieg der Essstörungen während Corona könne so erklärt werden, da in dieser Zeit Soziale Medien besonders oft genutzt worden seien.
Besonders anfällig für Störungen seien Heranwachsende, die bereits unter seelischen Problemen leiden oder einen geringen Selbstwert haben. Klemm riet, nach Alarmzeichen zu suchen, wenn etwa Betroffene viel Aufwand für das eigene Aussehen betreiben, geliebte Hobbys aufgeben oder sich besonders mit Sozialen Medien befassen. Weitere Signale seien der soziale Rückzug, Gewichtsveränderungen, ein auffälliges Essverhalten, Erbrechen, die Einnahme von Abführmitteln und exzessiver Sport.