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Kramer kündigt harte Einschnitte für seine Landeskirche an

Zum Auftakt der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat Landesbischof Friedrich Kramer Einschnitte in die innerkirchliche Organisationsstruktur angekündigt. In der EKM werde es in den kommenden Jahren Transformationsprozesse, Kürzungen und Umbauten mit zum Teil harten Einschnitten auf allen Ebenen geben, sagte Kramer am Mittwoch in Erfurt in seinem Bericht an das Kirchenparlament. Es werde wichtig sein, barmherzig miteinander umzugehen, einander nicht zu überfordern, aber auch nicht unbarmherzig zu bremsen.

Notwendig werde der Aufbau neuer Strukturen wegen der Kombination aus Mitgliederschwund, einer sich verschlechternden Finanzsituation in der Landeskirche und einem allgemeinen Personalmangel, der die Neubesetzung hauptamtlicher Stellen zunehmend erschwere. Die Entwicklungen hätten sich in einer Form beschleunigt, dass die 2021 angestoßene Überprüfung der personellen und organisatorischen Strukturen in der Landeskirche schon wieder überholt sein könnte. Inzwischen liege der Kirchenleitung die mittelfristige Finanzplanung bis 2035 vor. Die darin absehbare Entwicklung soll in die Strukturüberlegungen einfließen. Kramer kündigte daher an, der Synode in zwei Jahren einen überarbeiteten Evaluierungsbericht für den Zeitraum nach 2035 vorzustellen.

Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl verteidigte Kramer den Ausschluss von Mitgliedern extremistischer Parteien aus kirchlichen Leitungsämtern. Parteien wie die AfD stünden im Widerspruch zur Kirchenverfassung und dem Evangelium. Menschenverachtende, fremdenfeindliche und antikirchliche Positionen seien unvereinbar mit der Übernahme von Leitungspositionen.

Das Ergebnis der US-Präsidentenwahl und das Ende der deutschen Ampelkoalition nannte Kramer „eine deutliche Zäsur, von der wir nur ahnen, was dies für Europa, für die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine bedeuten wird“. Auch die jüngsten Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen sorgten für neue politische Herausforderungen.

In der politischen Auseinandersetzung sei der Ton unbarmherzig und brutal geworden. Mit Verweis auf das Bibel-Zitat „Selig sind die Barmherzigen“ rief der Landesbischof dazu auf, sich an Gottes Wort und seiner Liebe zu orientieren. Die Gnadenlosigkeit der heutigen Lebenswelt brauche eine Kultur des Erbarmens und des Verzeihens.

Am Rande der Synode wurde bekannt, dass die öffentliche Diskussion über eine mögliche Einführung der Wehrpflicht zu einem Anstieg an Beratungen zur Kriegsdienstverweigerung geführt hat. So habe Bischof Kramer als Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland im Zeitraum von Januar bis Juni 2024 insgesamt 62 Personen zu Fragen der Kriegsdienstverweigerung und Gewissensreflexion beraten.

Sollte es zur Wiedereinführung der Wehrpflicht kommen, sei mit einem weiteren Anstieg solcher Anfragen zu rechnen, hieß es weiter. Mit den Kirchenkreisen der EKM sei daher das Gespräch zu suchen, wie die Beratung zur Kriegsdienstverweigerung als Handlungsfeld kirchlicher Arbeit wieder in den Regionen verankert werden könne, sagte eine Sprecherin des Landeskirchenamts.