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Konservative Katholiken protestieren gegen deutsches Segnungspapier

Segen für alle? Auch für wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle? Ein neues Papier der katholischen Kirche in Deutschland sorgt für Streit. Kritiker sehen eine Grenzüberschreitung und wollen Beschwerde einlegen.

Eine Gruppe konservativer Katholiken kritisiert neue Regeln in Deutschland, nach denen auch Homosexuelle kirchlich gesegnet werden können sowie Menschen, die nach einer Scheidung wieder zivil heiraten. In einer am Donnerstag in Neuss veröffentlichten Stellungnahme der Initiative “Neuer Anfang” heißt es: “Wir legen bei der Deutschen Bischofskonferenz und bei den zuständigen Stellen in Rom Einspruch ein und fordern die sofortige Rücknahme dieses Papiers.”

Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatten am Mittwoch eine neue Handreichung für Seelsorgerinnen und Seelsorger veröffentlicht. Sie sei ein Angebot für “Geschiedene und Wiederverheiratete, Paare aller geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen sowie Paare, die aus anderen Gründen nicht das Sakrament der Ehe empfangen wollen oder können”, so das Dokument.

Aus Sicht der Kritiker überschreitet das Papier eine kirchenrechtliche Grenze. Zwar bezeichne sich das Dokument selbst als “nicht verbindlich”, faktisch ziele es jedoch darauf ab, eine umstrittene Praxis mit bischöflicher Billigung zu legitimieren, heißt es in der Stellungnahme.

Der Vatikan unterscheide klar zwischen einem spontanen Alltagssegen und einem liturgischen Segensakt. Letzterer sei nach wie vor an bestimmte Bedingungen geknüpft. Wiederverheiratete oder homosexuelle Paare seien davon ausgeschlossen. Aufgrund dieser klaren Regelung, so die Gruppe, seien zusätzliche Handreichungen für Segnungen nicht notwendig.

Die Bischofskonferenz und das ZdK bezeichneten die Handreichung als Ergebnis des Synodalen Weges, also des Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland. Nach Angaben der Verantwortlichen wurde darin auch die jüngste vatikanische Öffnung zur Segnung homosexueller Partnerschaften berücksichtigt. Der Leitfaden folge dem an der Seelsorge orientierten Ansatz von Papst Franziskus”.

Auch die Initiative “Out in church” hatte das Papier kritisiert, allerdings als zu zaghaft und nicht weitgehend genug. Aus ihrer Sicht fehlt ein verbindliches Textbuch für die liturgische Gestaltung der Segensfeiern. Dies sei beim Synodalen Weg aber ausdrücklich gefordert worden. So jedoch würden etwa schwule und lesbische Paare weiterhin diskriminiert: “Auch wenn eine Segnung grundsätzlich ermöglicht wird, bleibt es bei einer Segnung zweiter Klasse.”

Im Rahmen der Initiative “Out in church” hatten sich im Januar 2022 rund 125 Mitarbeiter und Mitglieder der katholischen Kirche öffentlich als queer geoutet, also etwa als homosexuell oder transgender.