Im Erzbistum Köln hat das Hilfe-Netzwerk Aktion Neue Nachbarn am Samstag eine Andacht im Kölner Dom für Flüchtlinge gefeiert. „Wie wir uns als Gesellschaft den Flucht- und Migrationsnöten stellen, daran ist die Kraft und die Zukunftsfähigkeit von Zivilisationen zu erkennen und daran ist auch abzulesen, ob wir ein zivilisiertes Land in Europa sind“, sagte der Leiter des Netzwerks, Frank Johannes Hensel, in der Andacht, die den Abschluss der diesjährigen Domwallfahrt markierte.
Hensel, der auch Diözesan-Caritasdirektor ist, erinnerte daran, dass noch nie in der Geschichte so viele Menschen auf der Flucht waren wie in diesen Monaten. Weltweit seien dies 110 Millionen Menschen. „Die weitaus meisten sitzen, warten, bangen und hoffen in den Nachbarländern ihrer Heimat.“ Schätzungen zufolge seien seit 2014 mehr als 27.000 Menschen auf dem Mittelmeer gestorben. „Und das nicht, weil sie leichtfertig in Boote steigen. Aus der Heimat zu fliehen, ist ein Akt der Verzweiflung meist einer ganzen Familie.“ Die Seenotrettung dürfe nicht behindert werden, forderte Hensel. Ein besserer Verteilmechanismus für die Menschen und eine Stärkung legaler staatlicher Aufnahmeprogramme sei notwendig.
Der Leiter der Aktion Neue Nachbarn, in der sich mehr als 10.000 Ehrenamtliche im Erzbistum Köln engagieren, erklärte, es sei Christenpflicht, Menschen aufzunehmen und zu integrieren. „Wir führen keine Debatten um Obergrenzen und Abschreckung – wir helfen.“ Die Aktion setze sich dort ein, wo es um die Aufnahme in Kitas und Schulen, um den Schutz von Frauen in den Unterkünften vor sexuellen Übergriffen, um bessere Chancen am Arbeitsmarkt oder um Therapieplätze für Traumatisierte gehe.