Im Erzbistum Köln könnte es laut einem Zeitungsbericht zu einem weiteren Schmerzensgeldprozess wegen Missbrauchs kommen. So soll die frühere Pflegetochter des Serientäters und Kölner Ex-Priesters Ue. 830.000 Euro als Entschädigung für das ihr zugefügte körperliche und seelische Leid fordern, wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet. Ein Sprecher des Landgerichts habe den Eingang der Klage bestätigt. Das Erzbistum habe unter Hinweis auf „laufende Verfahren“ nicht Stellung nehmen wollen.
Das Landgericht Köln hatte den ehemaligen Pfarrer im Februar 2022 wegen schweren sexuellen Missbrauchs und sexueller Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche in insgesamt 110 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Zudem musste er an drei Opfer Schmerzensgeld in Höhe von 5.000, 10.000 und 35.000 Euro zahlen. Der Vatikan entließ den Theologen aus dem Klerikerstand.
Vom Pflegevater missbraucht
Die frühere Pflegetochter, eine heute 56 Jahre alte Frau, sei von ihrem Pflegevater in den späten 70er und frühen 80er Jahren vielfach auf das Schwerste missbraucht worden, hieß es in dem Bericht. In zwei Fällen sei sie von Ue. ungewollt schwanger geworden. Der Fall wurde bekannt, weil sie im Dezember 2021 als Zeugin im Kölner Strafprozess gegen Ue. aussagte.
Der Fall sei sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verjährt, hieß es weiter. Damit ein Schadenersatzprozess geführt werden könne, müsse das Erzbistum Köln auf die Einrede der Verjährung verzichten. Dies hatte das Erzbistum in einem anderen Missbrauchsfall eines inzwischen gestorbenen katholischen Theologen getan. Dessen Opfer bekam im Juni vom Landgericht Köln 300.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.