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Knobloch: Angst bei Juden gestiegen

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sieht zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome eine gewachsene Bedrohung von Juden in Deutschland. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je einen solchen Angst-Komplex unter Jüdinnen und Juden in Deutschland erleben musste wie heute“, sagte die 91-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“ (Donnerstag).

„Die Menschen haben so viel Angst wie noch nie, manche überlegen sogar, das Land zu verlassen“, fügte die Holocaust-Überlebende hinzu. Lange hätten sich Juden in Deutschland sicher gefühlt, nun aber spürten sie: „Sicherheit wie früher gibt es hier nicht mehr.“

Knobloch betonte, viele glaubten, „dass die Verantwortlichen es nicht mehr schaffen, den Hass und die Gewalt gegen Juden einzudämmen“. Sie fühlten sich angesichts antisemitischer Kundgebungen heute an Demonstrationen in der Weimarer Republik vor rund hundert Jahren gegen Juden erinnert. „Ich verstehe das, denn auch beim Aufstieg des Nationalsozialismus spielten antijüdische Kundgebungen eine wichtige Rolle“, sagte Knobloch.