Der Klimawandel bedroht zunehmend die ökologisch wertvollen Bergwiesen in Thüringen. Trockenheit verändere die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften, sagte Susanne Bornkessel vom Landschaftspflegeverband „Thüringer Wald“ in Eisfeld auf dem Rennsteig dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu beobachten sei dies etwa bei einigen geschützten Orchideenarten, die auf die Schneeschmelze angewiesen seien. Doch mit den zunehmend milderen Wintern im Thüringer Wald nehme dieses wichtige ökologische Ereignis spürbar ab. „Somit ist auch der Bestand dieser Orchideenarten gesunken“, sagte Bornkessel.
Ein bereits seit mehreren Jahren zu beobachtender Effekt des Klimawandels ist der Naturschutzexpertin zufolge der Rückgang der Goldhaferwiesen im Thüringer Wald. Der Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens) werde zunehmend durch den bisher eher in tieferen Lagen vorkommenden Glatthafer (Arrhenatherum elatius) ersetzt. Diese Prozesse verliefen schleichend und seien nur durch regelmäßiges Monitoring sicher nachzuweisen. „Gold- und Glatthafer stehen hier stellvertretend für viele Arten, deren Lebensraum sich verschiebt“, sagte die Landschaftspflegerin.
Für den Erhalt der Bergwiesen werde der Rückhalt des Wassers auf den Flächen immer bedeutender. Auch Flachmoore, deren Wasser bislang durch Gräben abgeleitet wird, könnten nach Verschluss dieser Gräben den Wasserhaushalt von Bergwiesen positiv beeinflussen.
Der beste Schutz des Wassers sei jedoch ein intakter Wald, sagte Bornkessel. Er halte Feuchtigkeit im Boden, beschatte ihn sowie angrenzende Bereiche und verhindere dessen Austrocknung. „Der Aufbau stabiler, artenreicher Mischwälder etwa auf Borkenkäfer-Schadflächen wird deshalb auch den Offenland-Lebensräumen zugutekommen“, sagte die Naturschützerin.
Allein im Thüringer Wald seien aktuell etwa 30.000 Hektar Berggrünland in Form von Wiesen und Weiden vorhanden, sagte Bornkessel. Die Tendenz nehme jedoch ab, was nicht nur am Klimawandel liege. Denn diese Biotope seien bei aller Unterschiedlichkeit nur zur Futterproduktion für Wiederkäuer geeignet.
Allerdings schrumpften die Rinder- und Schafbestände. „Deshalb wird gerade auf kleinen, abgelegenen, steilen oder nassen, wenig ertragreichen Flächen die Bewirtschaftung aufgegeben“, sagte die Naturschutzexpertin: „Häufig sind das aber gerade die Bergwiesen mit dem wertvollsten Artenspektrum an Pflanzen und Tieren.“