Schokolade, Rätselhefte und selbstgebastelte Weihnachtskarten sind besonders beliebt. Bei der Adventsaktion im oberbayerischen Freising darf alles gespendet werden, was in einen kleinen Karton passt, nicht verderblich ist und einem alten Menschen Freude bereitet. Während die Erwachsenen ihre Spende an einer der Sammelstationen abgeben, laden die Kindergartenkinder ihre Geschenke mit den Erzieherinnen auf einen Bollerwagen und bringen sie in die umliegenden Senioren-Einrichtungen. Im vergangenen Jahr wurden so rund 1.000 Päckchen verteilt.
“Der Bedarf ist da, mehr denn je”, berichtet Vincent Zeitler, Initiator und Organisator der Aktion. Der Krieg in der Ukraine sorge für hohe Preise und Unsicherheit; bei manch einem sei die Rente knapp.
Spenden: Deutsche sind bereit abzugeben
Zeitlers Beobachtung wird von einer Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young bestätigt, mit der diesen Herbst ermittelt wurde, wie stark die Inflation und geringe finanzielle Spielräume die Ausgaben zu Weihnachten dämpfen. Demnach wollen zwei Drittel der mehr als 1.000 Befragten ihre Ausgaben reduzieren – mehr als jeder Vierte sogar deutlich. Entsprechend pessimistisch schaut der Einzelhandel aufs momentane Weihnachtsgeschäft. Der Handelsverband Deutschland erwartet im Vergleich zum Vorjahr real, also bereinigt um Preissteigerungen, ein Minus von etwa fünf Prozent.
Trotz der mauen Kauflaune sind die Deutschen nach wie vor bereit, von ihrem Wohlstand abzugeben – und das nicht nur an Weihnachten, wo das Spendenaufkommen traditionell einen Höchststand erreicht. “Unabhängig von all den konjunkturellen Hochs und Tiefs können wir für 2023 mit einer Spendensumme von insgesamt 12 Milliarden Euro rechnen”, berichtet Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren sei damit sogar ein leicht steigendes Spendenaufkommen zu verzeichnen, so der Experte.
Hälfte der Deutschen spendet
Zusätzlich würden sich die Deutschen immer dann großzügig zeigen, wenn für ein aktuelles Krisengebiet gesammelt werde. So wurde nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs etwa eine Milliarde Euro gesammelt.
Laut Statistik unterstützt die Mehrzahl der erwachsenen Deutschen, nämlich 55 Prozent, ein oder mehrere Projekte; viele Leute in Form einer Patenschaft sogar regelmäßig. “Dabei entstehen langjährige, gewachsene Beziehungen zwischen Spender und gemeinnütziger Organisation, die nicht der allgemeinen Kauflaune unterworfen sind”, erläutert Wilke.

“Spenden ist ein solidarischer Akt”, erläutert der Spendenforscher. “Wer abgibt, möchte der Gemeinschaft – bewusst oder unbewusst – etwas Gutes tun.” Zudem mache Spenden glücklich – und zwar sowohl den Beschenkten als auch den Spender selbst. Studien zeige, dass Menschen, die anderen helfen, in einen Zustand der Euphorie versetzt werden. Dabei schüttet das Gehirn Endorphine aus; Wohlbefinden entsteht – ähnlich wie beim Essen von Schokolade.
Einen Grund, nicht zu spenden, gibt es für Wilke nicht. Auch das häufigste Argument von Nicht-Spendern – man wisse nicht, ob die Zuwendungen wirklich ankommen – lässt er nicht gelten: “Heute muss keiner mehr blind vertrauen; die Möglichkeiten, sich vorab gezielt zu informieren sind in den letzten 30 Jahren enorm gestiegen.”
Schauen Sie nach dem DZI-Siegel!
Der Fachmann empfiehlt daher, sich bei der Suche nach seriösen Einrichtungen am DZI-Spendensiegel zu orientieren, das erst nach umfangreicher Prüfung verliehen wird. Hilfreich sei auch die Initiative Transparente Zivilgesellschaft, die die angeschlossenen Organisationen unter anderem dazu verpflichtet, die Verwendung der Gelder und die Gehälter der Führungskräfte offenzulegen.