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Kleckst und schmiert nicht

Im Englischen heißt er „biro“, im Spanischen „birome“ – doch kaum jemand weiß, dass diese Bezeichnung für den Kugelschreiber auf seinen Erfinder Laszlo Biro zurückgeht. Vor 80 Jahren meldete er sein „Kuli-Patent“ an

Antonioguillem - stock.adobe.com

Er kleckst nicht, bricht nicht ab und überzeugt durch einfache Handhabung: der Kugelschreiber. Vor 80 Jahren, am 25. April 1938, erhielt sein Erfinder, der ungarische Journalist Laszlo Jozsef Biro, ein Patent auf das von ihm erdachte unkomplizierte Schreibutensil. Längst ist der „Kuli“ aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob als billiges Werbegeschenk oder hochwertiges Schreibgerät, der Kuli schlummert in den Tiefen jeder Handtasche und hat seinen Platz auf jedem Schreibtisch.

Die ersten Kulis gab es auf dem argentinischen Markt

Oder zumindest auf dem des Kollegen, der einem auf die Frage „Hat mal jemand einen Kuli?“ großzügig den „Bürokuli“ reicht, der anschließend oft unbemerkt in den eigenen Besitz übergeht. Meist handelt es sich dabei um einen Centartikel, gerne auch mit Werbeaufdruck: „Die Linke“, „Lotto“, „Löwensenf“. Auch der UK-Kugelschreiber erfreut sich bei Besuchergruppen und Leserreisen großer Beliebtheit.
Den Siegeszug des Kugelschreibers – vielleicht hat Laszlo Biro ihn vor 80 Jahren bereits vorhergesehen. Denn er selbst war als vielschreibender Journalist genervt von den Tücken des Füllers, den man regelmäßig auffüllen, das Geschriebene anschließend ablöschen musste. Zwar war er nicht der erste, der die Idee zum Kugelschreiber hatte – angeblich fertigte bereits Galileo Galilei entsprechende Skizzen. Doch erst Biro tüftelte und experimentierte, bis der Kugelschreiber im April 1938 patentreif war.
Wenig später floh Biro mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten, lebte zunächst in Frankreich, später in Argentinien. Dort erneuerte er am 10. Juni 1943 sein Kugelschreiber-Patent – wenig später erschienen auf dem argentinischen Markt die ersten Kulis. Am kommerziellen Erfolg hatte Biro keinen Anteil mehr, er verkaufte sein Patent. Der Ruhm blieb ihm: Bis heute heißt der Kuli in manchen Sprachen nach seinem Erfinder, etwa „biro“ im Englischen und Italienischen oder „birome“ im Spanischen.
Doch wie funktioniert der Kugelschreiber? Vermutlich jeder Nutzer hat sein Schreibgerät schon einmal aufgeschraubt und in seine Einzelteile zerlegt: Mine, Feder, Gehäuse, viel mehr ist da nicht. Die Mine selbst besteht aus einem Tintenreservoir, einer Schreibspitze und einer Schreibkugel, die die zähflüssige Tinte auf dem Papier verteilt. Angesichts dieser Funktionsweise scheint es wenig verwunderlich, dass auch der Vorläufer des Deo-Rollers Biro zugeschrieben wird, der eine Reihe von Parfums entwickelte und auf diese Weise vertrieb.
Laszlo Biro starb am 24. Oktober 1985 im Alter von 86 Jahren in Buenos Aires. Sein Geburtstag, der 29. September, wird in Argentinien bis heute als Tag der Erfinder gefeiert. Zu seinem 117. Geburtstag im Jahr 2016 widmete Google Biro ein sogenanntes Google Doodle – eine Veränderung des Standardlogos, das an diesem Tag von Kugelschreiberhand geschrieben war.
Und auch ins Guinnessbuch der Rekorde schaffte es das Schreibgerät: Der größte Kuli der Welt besteht aus Pappe, ist bei einem Durchmesser von 11,1 Zentimeter 3,33 Meter lang und wiegt rund 8 Kilogramm. Der Vorteil eines solch wuchtigen Schreibgeräts liegt auf der Hand – die Gefahr, beim gedankenversunkenen Kauen am Kuli-Ende Kleinteile zu verschlucken, dürfte recht gering sein.
Anders sieht das Ganze beim handelsüblichen Kugelschreiber aus. Hier warnen Experten vor einer tödlichen Gefahr. Der Journalist und Autor Thorsten Wiese zieht in seinem Buch „Warum Kugelschreiber tödlicher sind als Blitze. Verblüffende Statistiken über die Gefahren und Risiken unseres Lebens“ den Vergleich: Pro Jahr sterben demnach weltweit zwölf Menschen durch Haiangriffe, in Deutschland vier durch Gewitter. Demgegenüber ersticken laut Schätzungen jährlich 100 bis 300 Menschen in Deutschland an verschluckten Kugelschreiberteilchen.
Weniger riskant, aber gleichwohl lästig wird es, wenn die Kugelschreibertinte statt sauber auf dem Papier zu landen, ihren Weg auf Oberhemd oder Hose findet. Das zähflüssige Gemisch, an dem Biro lange tüftelte, ist so hartnäckig, dass es eine weitere Erfindung brauchte, um sich ihr zu erwehren: einen speziellen Fleckenlöser.