Die Kita „Anne Frank“ in Tangerhütte (Sachsen-Anhalt) wird vorläufig keinen neuen Namen erhalten. Wie Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) am Montag mitteilte, steht eine Entscheidung über eine Namensänderung derzeit nicht an. Zugleich kündigte der Vorsitzende des Stadtrates, Werner Jacob (CDU), gegenüber der Zeitung „Welt“ (Montag) an, dass die Fraktionen des Stadtrates eine Umbenennung ablehnen werden.
„Am Mittwoch wird sich der Stadtrat einstimmig gegen das Ansinnen einer Umbenennung der Kita positionieren“, sagte Jacob. Hinter dem Ansinnen stecke politische Naivität und Geschichtslosigkeit. Laut Stadtverwaltung ist die Initiative zur Umbenennung von Eltern und Mitarbeitern der Kita ausgegangen.
An den Plänen hatte es breite Kritik gegeben. Unter anderem hatte der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Sonntag in einem offenen Brief die Pläne kritisiert. Wenn man die eigene Geschichte gerade in Zeiten von neuem Antisemitismus und Rechtsextremismus so leichtfertig abzuräumen bereit sei, könne einem im Blick auf die Erinnerungskultur nur angst und bange werden, sagte Heubner.
Die Kita sollte künftig „Weltentdecker“ heißen. Hintergrund ist laut Brohm, dass die Kita einen Erneuerungsprozess durchlaufen habe. Anfang des Jahres sei die Diskussion aufgekommen, diese Konzeptionsänderung durch einen anderen Namen nach außen hin sichtbar zu machen. Kita-Leiterin Linda Schichor sagte der Magdeburger „Volksstimme“ (Freitag), die Geschichte von Anne Frank sei für kleine Kinder sowie für Eltern mit Migrationshintergrund schwer fassbar.