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Kirchentag? Einfach toll!

Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer gäbe es keinen Kirchentag. Menschen wie Wilfried Krogul, der schon für Ludwig Erhard ein Sonnendach bastelte.

„Einfach toll!“ Wilfried Krogul muss nicht lange nachdenken, wenn man ihn fragt, wie er den Kirchentag findet. „So eine Riesenchance, mit Menschen zusammenzukommen“, schwärmt er. „Frei, bunt, offen. Erfahrungen austauschen. Gemeinsam Wege finden“, sagt Krogul. Und noch einmal: „Einfach toll.“ Und Wilfried Krogul muss es wissen.
28 Kirchentage hat Krogul mitgemacht. Der, der jetzt vom 19. bis 23. Juni in Dortmund stattfindet, wird sein 29. sein. „Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat mir so viel gegeben“, erzählt Krogul. „Ich durfte so vielen unterschiedlichen Menschen begegnen.“ Kleinkindern. Jungscharen. Posaunenchören. Sportgruppen. Menschen in Rollstühlen. Mit allen hatte er zu tun. Denn Wilfried Krogul ist einer der ehrenamtlichen Helfer beim Kirchentag, ohne die das große Treffen des Protestantismus nicht gelingen könnte.

„1963 war mein erstes Mal“, erzählt Krogul, „auch damals hieß es: Kirchentag in Dortmund.“ Seit seinem siebten Lebensjahr war der gebürtige Wanne-Eickler bei den christlichen Pfadfindern. Mit 18 war Premiere als Helfer beim „großen“ Kirchentag. „Und es fing sofort mit einem Knaller an“, erzählt Krogul.
Denn zu Gast war damals auch Ludwig Erhard. Der Bundeswirtschaftsminister, bekannt als „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ und bereits vorgesehen für die Nachfolge Konrad Adenauers im Amt des Bundeskanzlers, sollte in Dortmund-Wambel aus dem Auto steigen. Aber der Star unter den deutschen Politikern zierte sich: Es war zu heiß. Wenn er raus sollte in die Sonne, dann nur gut geschützt. „Also haben wir Pfadfinder ihm ein Sonnendach gebaut“, erinnert sich Wilfried Krogul und muss heute noch darüber lachen.

Die Nähe zur Kirche hatte Krogul schon früh. Kirchengemeinde, Christliche Pfadfinderschaft Deutschland. Dann Ausbildung im Wittener Martineum zum Diakon. Seine erste Stelle hatte er im rheinischen Neuss. Später wechselte er nach Meppen, ins Emsland. Da ist er noch heute, auch im Ruhestand.
„Bei den Kirchentagen habe ich alles gemacht, das ganze Programm“, erzählt Krogul. Wege weisen, Hallen ordnen, Zeltlager betreuen, Menschen zur Krankenstation bringen. „Ich war Mädchen für alles.“

Eine Aufgabe bleibt ihm aber besonders in Erinnerung: „Seit ich Diakon war, durfte ich das Abendmahl mit austeilen.“ Bei allen Abschluss-Gottesdiensten hat er das seitdem getan. „Das ist ein unbeschreibliches Erlebnis, diese Gemeinschaft unter Zehntausenden.“ Bundespräsidenten waren dabei. Menschen aus der Nachbarschaft. Und aus der bunten Ökumene; der ganzen, weiten Welt.
74 Jahre ist Wilfried Krogul jetzt gerade geworden. Dortmund war der Anfang. Dortmund wird auch sein letzter Kirchentag sein, zumindest als Helfer. „Der Rücken“, sagt Krogul. Und außerdem: „Jetzt sollen auch mal andere ran.“

Der Kirchentag braucht ehrenamtliche Helferinnen und Helfer; damit es weitergehen kann. (Info dazu unten.) Wilfried Krogul hat auch hier seinen Beitrag geleistet: Sohn und Enkel sind längst dabei. „Mein Sohn ist einer der Hallenleiter“, berichtet Krogul, „also irgendwie sogar mein Vorgesetzter“, erzählt er lachend. Und Wilfried Krogul macht noch einmal Werbung für das Ehrenamt als Helfer: „Es ist manchmal anstrengend. Aber einfach nur schön.“