Ranghohe Kirchenvertreterinnen und -vertreter üben in einem öffentlichen Appell Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung. In dem Papier, das in Aachen von Misereor veröffentlicht wurde, fordern mehr als 250 Erstunterzeichnerinnen und -unterzeichner die Einhaltung des Klimaschutzgesetzes und eine parteiübergreifende Gesamtstrategie für Klimaschutzmaßnahmen. Der Appell wird neben der katholischen Hilfsorganisation Misereor auch von der evangelischen Diakonie mitgetragen.
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner kritisierten die Novelle des Klimaschutzgesetzes, über die derzeit der Bundestag berät, als „elementare Schwächung der Verbindlichkeit“ für die Treibhausgas-Minderung, zu der Deutschland völker- und verfassungsrechtlich verpflichtet sei. Das Klimaschutzprogramm reiche nach einhelliger Meinung aller Experten nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Globaler Süden leidet
Die Theologinnen, Theologen und leitenden Geistlichen erklären: „Wir betrachten Erd- und Ökosysteme als Gottes bedrohte Schöpfung.“ Darin seien die Menschen nur ein Teil, trügen aber eine besondere Verantwortung. Längst litten Menschen und alle Lebewesen im Globalen Süden unter den Folgen der rücksichtslosen Wirtschaftsweise der Industriestaaten. Überschwemmungen und Brände hätten in diesem Sommer katastrophale Ausmaße erreicht.
Zu den Unterzeichnern gehören der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, sowie die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche und Beauftragte für Schöpfungsverantwortung der EKD, Kristina Kühnbaum-Schmidt. Aus der Nordkirche unterzeichneten zudem Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck und stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, sowie Jan Christensen, Pastor für Umweltfragen.
Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen hat sich die Völkergemeinschaft darauf verpflichtet, die Erderhitzung auf höchstens zwei Grad Celsius, möglichst aber auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.