Vor der ersten Sitzung des neuen bayerischen Landtags haben die Abgeordneten am Montag einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen im Freistaat appellierten im Münchner Liebfrauendom an die Parlamentarier, einander auch im Streit mit Respekt zu begegnen. Dabei sollten sie die Leitidee der Gerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren. “Von ausgleichendem Handeln lebt eine parlamentarische Demokratie”, sagte der neue evangelische Landesbischof Christian Kopp in seiner Predigt.
Gerechtigkeit bedeute nicht, Gleiches nur mit Gleichem zu vergelten, “dann verändert sich nichts”, fügte er hinzu. Vielmehr gelte es, “den Kreislauf zu durchbrechen”, auf Hass zu verzichten und “die Unwilligen und Nörgeligen von der Bedeutung der Würde jedes einzelnen Menschen zu überzeugen”. Die Menschen müssten sich selbst und ebenso all die anderen “als geliebte, einzigartige, wertvolle Menschen Gottes sehen”. Auf eine solche Haltung hoffe er im neuen Landtag.
Der Vorsitzende der katholischen bayerischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte: “Der Staat ist eine natürliche Institution.” Ohne ihn könne es nach der katholischen Soziallehre kein gelingendes Leben geben. Deshalb brauche es Menschen, die sich für das Gemeinwesen engagierten, “für ein gutes Leben, für ein Miteinander in Gerechtigkeit und verantwortlicher Freiheit”. Das sei die Richtschnur für Demokraten.
In Bayern wurde am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Vergangene Woche unterzeichneten die CSU und die Freien Wähler einen neuen Koalitionsvertrag. Beide Parteien bilden bereits seit fünf Jahren die Regierung. Am Dienstag stellt sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der Wiederwahl.