Hannover/Hamburg. Evangelische und katholische Kirchen raten mit Blick auf eine Ausbreitung des Coronavirus ihren Gemeinden zu Vorsichtsmaßnahmen. “Ein sensibler Bereich sind Abendmahlsfeiern”, schreibt die hannoversche Landeskirche in einem Brief an die mehr als 1.200 evangelischen Gemeinden. So könne sinnvoll sein, auf einen Gemeinschaftskelch zu verzichten und Einzelkelche zu verwenden, so Arend de Vries, Geistlicher Vizepräsident im Landeskirchenamt, in dem Schreiben. Mit den Empfehlungen reagiert die Kirche den Angaben zufolge auf vielfache Nachfragen.
Die hannoversche Landeskirche rät davon ab, die Oblate beim Abendmahl in den Kelch zu tauchen. Die Oblate bleibe bei aller Vorsicht ausgesprochen unhygienisch. Wein habe zudem mit Blick auf Viren Vorteile gegenüber Traubensaft. Das Getränk sollte möglichst oft ausgetauscht und frisch eingeschenkt werden. Für manche Menschen könne es eine Vorsichtsmaßnahme sein, ganz auf das Trinken aus dem Kelch zu verzichten.
Lieber keine Umarmung
“Bei Gottesdiensten und Veranstaltungen der Kirchengemeinde können wir in der kommenden Zeit Rücksicht nehmen auf Befürchtungen und Ängste und statt mit Handschlag oder Umarmung mit herzlichen Worten begrüßen und verabschieden”, schreibt Vizepräsident de Vries. Auch Desinfektionsmittel bereitzustellen, sei ein Zeichen von Umsicht.
Eindringlich betont er aber auch: “Wir verbreiten keine Panik oder verstärken aufkommende Hysterie.” So gebe es derzeit keinen Grund, Gottesdienste abzusagen oder Konfirmationen zu verschieben. Auch der geplante “Tag der Kirchenvorstände” am 21. März soll nach bisherigem Stand stattfinden. Für Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder für Versammlungen werde es im Ernstfall Anweisungen der staatlichen Behörden geben. Ähnlich sei es bei Krankenhäusern oder Schulen.
Auch die Nordkirche gibt aktuell keine Empfehlungen, Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen abzusagen. In den Gottesdiensten könne auch das Abendmahl gefeiert, sagte Peter Schulze, Leiter der kirchlichen Pressestelle. Inzwischen hat die Nordkirche auf ihrer Website “Handlungsempfehlungen für Gottesdienste und kirchliche Versammlungen” veröffentlicht.
Es werde den Gemeinden, Beratungsstellen und Kitas geraten, die Handlungsanweisungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin zu beachten, hieß es. Danach sollen besonders enge Körperkontakte gemieden und Hygienevorschriften wie Händewaschen beachtet werden. Diese Meinung gelte grundsätzlich auch für die Diakonie. Dort gebe es allerdings für Krankenhäuser und Pflegeheime besondere Maßnahmen, die über die allgemeinen Hinweise hinausgehen.
Weihwasserbecken geleert
Das Erzbistum Hamburg warnt dagegen vor dem Friedensgruß. In einem Schreiben an die katholischen Gemeinden in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg werde insbesondere empfohlen, beim Friedensgruß auf Körperkontakt zu verzichten und die Weihwasserbecken am Eingang der Kirchen zu leeren, teilte das Erzbistum mit. Weiter hieß es in dem Schreiben: “Gemeindemitglieder, die sich unwohl fühlen oder Symptome wie Husten, Atemnot oder Fieber aufweisen, sollten dem Gottesdienst fernbleiben.” Dies gelte besonders für alle, die einen liturgischen Dienst ausüben.
In der Nacht zu Freitag war der erste Corona-Fall in Hamburg bekanntgeworden. Der Kinderarzt des Uni-Klinikums Eppendorf wohnt nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Schleswig-Holstein und hatte Urlaub im italienischen Trentino gemacht, das allerdings nicht zum Risikogebiet zählt. (epd)