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Kirchen haben große Verantwortung bei Missbrauchs-Aufarbeitung

Die besondere Verantwortung der Kirchen bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt hat die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart betont. Die Aufarbeitung sei ein „enorm komplexes Unterfangen“, sagte Springhart am Montagabend vor Journalisten in Karlsruhe: „Der größte Schaden ist der Vertrauensbruch bei den Betroffenen.“ Daher müssten die evangelischen und die katholischen Kirchen bei der Aufarbeitung „genau hinschauen“ und sich selbstkritisch mit dem Thema auseinandersetzen.

In diesem Zusammenhang sagte sie, der Rücktritt von Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) schmerze sie. „Ich zweifle nicht an ihrer Glaubwürdigkeit“, sagte Springhart. Kurschus war am 20. November zurückgetreten, weil ihr mangelnde Transparenz mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt vorgeworfen wurde.

Zu den Diskussionen um eine Neuregelung des Abtreibungsparagrafen 218 forderte Springhart mehr Nachdenklichkeit. Das Thema eigne sich nicht zur Polarisierung. Es gehe um ein „klares Bekenntnis zum Lebensschutz“. Zu fragen sei jedoch, ob das Strafrecht dazu beitrage, Abtreibungen zu verhindern. Sie könne sich weiterhin verpflichtende Beratungen vor einem geplanten Schwangerschaftsabbruch vorstellen.

Beim Jahrespressegespräch der Bischöfin ging es auch um die Asylpolitik. Hier mahnte Springhart faire Aufnahmeverfahren an. „Schutzsuchende aufzunehmen, bleibt weiterhin unsere Aufgabe“, sagte sie. Dabei dürften nicht nur Nützlichkeitsaspekte im Vordergrund stehen, etwa ob unter ihnen dringend benötigte Fachkräfte seien.

Bei klimagerechteren und sparsameren Heizkonzepten setzt die Landeskirche auf ein Programm namens „Knut“. Das sei ein Programm zur „körpernahen Umfeldtemperierung“, erklärte die Bischöfin. Das könnten etwa elektrisch betriebene Sitzkissenheizungen oder Infrarotheizungen sein. Um 2040 klimaneutral zu werden, sollen zudem auf möglichst vielen Dachflächen von Kirchengebäuden Fotovoltaikanlagen gebaut werden. (2919/05.12.2023)