Von Sibylle SterzikDie Tür schließt sich. Wohltuende Ruhe im Laden. In den Regalen lächeln Engel mit oder ohne Kind den Besucher an, Madonnen sehen huldvoll auf ihn herunter. An Wandtafeln hängen Kreuze, auf einem Fensterbrett ist Papst Franziskus von dicken oder dünnen Osterkerzen umstellt. In offenen Schränken hängen kunstvoll gewebte Messgewänder oder schwarze Talare, die auf ihren großen Auftritt im Gottesdienst warten. Seit zehn Jahren ist Matthias Bergold Geschäftsführer der Firma Baumann. Am 31. März 2004 übernahm er den früheren Familienbetrieb, heute „Spezialhaus für Kirchenbedarf“ in der Trautenaustraße 14 in Berlin-Charlottenburg von Heribert Baumann. Damals noch eine Insideradresse in der 4. Etage. Als der 79-Jährige einen Nachfolger suchte, hörte der Betriebswirtschaftler davon und übernahm die 1927 gegründete Firma, die anfangs mit Kirchenmöbeln handelte und zu der später Paramentenwerkstatt und Gold- und Silberschmiede hinzukamen. Bergold erweiterte das Sortiment um Gegenstände für die religiöse Andacht wie Kerzen, Kreuze, Heiligenbilder oder Figuren und zog wenig später in das frei werdende Ladengeschäft im Erdgeschoss. „Wir sind Exoten hier in Berlin“, sagt er schmunzelnd. Außer seinem Laden gibt es hier nur noch wenige dieser Art. Früher oder später kommen alle hier vorbei, berichtet der Inhaber, Pfarrerinnen und Pfarrer der EKBO und aus katholischen Gemeinden im Bistum, via Internet auch aus anderen Landeskirchen. Bergold nimmt persönlich Maß für jeden Talar, etwa zehn bis zwanzig pro Jahr aus Trevira oder Merino Schurwolle oder reinem Polyester. Kapp 600 Euro kostet das aufwendige Kleidungsstück, das Baumann bei einer Näherin fertigen lässt. Wenn der Zahn der Zeit an Ärmelsaum oder Kragen genagt hat, kann man ihn wieder aufarbeiten oder während des Urlaubs reinigen lassen. (…)
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