Ein Priester schließt einen britischen Abgeordneten von der Eucharistie aus, weil der den Gesetzentwurf zur Sterbehilfe unterstützte. Der Geistliche sorgt damit für Kritik.
Weil er den Gesetzentwurf zur Sterbehilfe unterstützte, ist ein Abgeordneter der Liberaldemokraten in Großbritannien von der Kommunion ausgeschlossen worden. Wie die britische Sonntagszeitung “The Observer” berichtete, kontaktierte Pfarrer Ian Vane von der katholischen Sankt-Josephs-Pfarrei in Dorking das Parlamentsmitglied Chris Coghlan vor der Abstimmung und betonte, dass eine Unterstützung des Gesetzes ein “hartnäckiges Verharren” in der Sünde sei. Deshalb werde ihm in diesem Fall die Kommunion verweigert.
Coghlan selbst bezeichnet sich als römisch-katholisch. In einem Beitrag für die gleiche Zeitung betonte er die Wichtigkeit seines “persönlichen Glaubens”, der jedoch für seine parlamentarischen Aufgaben keine Rolle spielen dürfe. “Ich bin nicht der katholische Abgeordnete für Dorking und Horley. Ich bin der liberaldemokratische Abgeordnete für Dorking und Horley”, schrieb er und fügte hinzu, dass er nach der Mail des Pfarrers “zutiefst beunruhigt” gewesen sei.
Trotzdem unterstützte Coghlan den Gesetzentwurf, der am 20. Juni mit einer Mehrheit von 23 Abgeordneten verabschiedet wurde. Zwei Tage nach der Abstimmung teilte Pfarrer Vane schließlich der Gemeinde in mindestens zwei Gottesdiensten mit, dass dem Abgeordneten die Kommunion verweigert werde. Vane verteidigte seine Entscheidung damit, dass Geistliche “Hüter der Sakramente” seien.
Die Labour-Abgeordnete Kim Leadbeater, die den Gesetzentwurf eingebracht hatte, kritisierte das Vorgehen des Pfarrers. Religionsvertreter und Gläubige hätten jedes Recht, ihre Ansichten dem gesamten Parlament und ihren Abgeordneten mitzuteilen, doch eine solche Vorgehensweise sei “völlig inakzeptabel”, sagte sie.
Die Diözese Arundel und Brighton, zu der die Pfarrei gehört, erklärte, die Abstimmung sei für viele eine “komplexe Angelegenheit” gewesen. Zwar seien viele “zutiefst betrübt über das Ergebnis”, doch man erkenne die schwierige Aufgabe der Abgeordneten an, ihre Wähler angemessen zu vertreten. Dennoch habe Bischof Richard Moth vor der Abstimmung sowohl Geistliche als auch Laien ermutigt, sich schriftlich an ihre Abgeordneten zu wenden, um ihre Bedenken gegenüber dem Gesetz zu äußern und sie aufzufordern, gegen den Entwurf zu stimmen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte auch der Erzbischof von Westminster, zugleich Oberhaupt der katholischen Kirche in England und Wales, Kardinal Vincent Nichols, die Gläubigen dazu aufgefordert, den Abgeordneten zu schreiben. Seine Ablehnung äußerte auch der frühere anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, der bis zu seinem Rücktritt im Januar die Leitung der Church of England innehatte.