Der Zustand des Waldes in Nordrhein-Westfalen hat sich nach den Worten von Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) „nicht wesentlich verbessert“. Die Bäume hätten sich nicht in dem Maße erholt, „wie wir es erhofft haben“, sagte sie am Montag bei der Vorstellung des diesjährigen Waldzustandsberichts in Düsseldorf. „Sie leiden immer noch unter der Dürre und der Hitze der Vergangenheit.“
Seit 40 Jahren wird dem Ministerium zufolge die ökologische Situation der Wälder systematisch untersucht. „Diese Erhebung ist wichtiger denn je“, betonte die Ministerin. „Wir benötigen die Daten und müssen die Entwicklung genau im Blick behalten.“
Nur knapp ein Drittel der Bäume seien vollkommen intakt, heißt es im Waldzustandsbericht. Nur 27 Prozent der Baumkronen seien nicht geschädigt, 34 Prozent der Kronen seien leicht und 39 Prozent stark verlichtet. „Um die Vitalität des Waldes ist es nicht gut bestellt, auch 2024 war wieder eines der wärmsten Jahre“, sagte Gorißen. Als Gründe führte sie den Klimawandel mit seinem Temperaturanstieg und den Eintrag von Schadstoffen an. Entgegen der Erwartung seien die meisten Schäden bei Eichen aufgetreten, nur den Fichten gehe es besser.
Deshalb müsse alles daran gesetzt werden, neue, klimaangepasste Mischwälder aufzubauen. „Hier sind wir auf einem guten Weg, rund die Hälfte der geschädigten Flächen konnte schon wieder bewaldet werden“, erklärte die Ministerin. Dies geschehe einerseits durch Naturverjüngung, andererseits durch Neuanpflanzung. Positiv habe sich ausgewirkt, dass es 2024 keine nennenswerten Waldbrände gab und der Borkenkäfer keine größeren Schäden hervorgerufen hat. „Aufgrund der unterschiedlichen Baumarten werden die Wälder bunter und vielfältiger aussehen“, sagte die Ministerin.
Die Wiederbewaldung habe das Land NRW mit 32 Millionen Euro gefördert. Die Mittel würden auch im kommenden Jahr wieder bereitgestellt, kündigte die Ministerin an.
Aus Sicht der SPD im nordrhein-westfälischen Landtag ist dies zu wenig. René Schneider, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, wirft der Ministerin „Mangelverwaltung“ mit fatalen Folgen vor. Es fehlten ausreichend gezielte Maßnahmen, in einzelnen besonders gefährdeten Baumbeständen Verbesserungen herzustellen, erklärte er. Die Wiederbewaldung komme nur langsam voran. Lediglich ein Viertel der durch den Borkenkäfer entstandenen Schadflächen seien wiederbewaldet. Mit dem kurzfristigen Stopp der Wiederbewaldungsprämie habe die Ministerin der Aufforstung „einen Bärendienst erwiesen“. Und im Haushalt stehe für das Jahr 2025 kein Cent für das versprochene waldökologische Hochschulinstitut.
Auch der umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Dietmar Brockes, kritisiert ein zu langsames Tempo bei der Wiederaufforstung. Alarmierend sei zudem, dass trotz eindeutiger Warnungen von Experten die Versauerung der Waldböden ignoriert werde. Ohne eine gezielte Bodenschutzkalkung drohten nachhaltige Schäden, die den Wiederaufbau stabiler Wälder erheblich erschwerten. „Wir brauchen klare Zielvorgaben, schnellere Prozesse und den politischen Willen, unsere Wälder wirklich zukunftssicher und klimastabil zu machen.“