UK 52-53/2015, Abendmahl (Seite 9: „Forscher erhält Auszeichnung für neue Sicht aufs Abendmahl“)
Jahrhundertealte Interpretation gerät ins Wanken, gibt die Presseabteilung der Ruhr-Uni bekannt, weitere Informationen bei Prof. Wick. Einen Tag später teilt dieser in der WAZ mit, sein Doktorand nehme der Kirche lieb Gewonnenes weg. In UK stellt nun der preisgekrönte Heimann fest, es gebe im frühen Christentum keinen dem heutigen Abendmahl vergleichbaren Ritus. Kurz und knapp der Untertitel seiner Arbeit: Ende der Eucharistie. Und zwar nicht nur bei Johannes, sondern insgesamt.
Der Lutheraner ist irritiert. Bis gestern glaubte er noch naiv, das Herrenmahl des Paulus, der dieses schon aus Überlieferung annahm, sei Kern der natürlich nach und nach rituell weiter ausgestalteten Abendmahlfeier. Der Katholik und der Orthodoxe rätseln, wie sie an ihrem Glauben festhalten und dabei noch irgendwie ökumenisch freundlich bleiben können.
Dass die Brotrede Jesu in Joh 6 auch ein Bild ist für das existenzielle Aneignen der Botschaft Jesu, das wusste der nachdenkliche Christ bisher auch schon. Er hatte immer beides aus den skandalösen Worten Jesu herausgehört, eben auch den unüberhörbaren Hinweis auf das Altarssakrament.
Manch ein unsicherer Leser wird resümieren: Wenn die Sache mit dem wahren und wirklichen Leib Christi nicht von Anfang an vom Herrn so gemeint war, sondern eine nachträgliche Materialisierung eines Bildwortes ist, also eine spätere Erfindung, dann ist es schlicht unverbindlich. Dann ist auch Ende mit Hingehen.
Was würde Luther zum Thema sagen? „Ehe ich mit den Schwärmern wollte eitel Wein haben, so wollt ich ehe mit dem Papst eitel Blut haben“, würde er nicht, nein, hat er gesagt. Das Römische ist ihm in der Sache näher als das Schweizerische.
Und der einfache Gläubige? Er lässt sich nicht schocken. Er hat schon viele Hypothesen kommen und gehen sehen. Mit einer Klärung durch die Kirchenleitung rechnet er nicht. Allein gelassen im Konflikt zwischen Kirchenlehre und moderner Exegese nimmt er brauchbare Impulse auf und integriert sie selber in das, was er gelernt hat und was in seinem Katechismus steht.
Alfons Zimmer, Bochum
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