Nach 90 Jahren steht das katholische Krankenhaus Sankt Josef in Schweinfurt vor einem Trägerwechsel. Die Würzburger Erlöserschwestern sehen sich nach einem aktuellen Gutachten nicht mehr in der Lage zu einer Fortführung des Betriebs. Die Stadt Schweinfurt kündigte am Mittwoch Verhandlungen mit dem Orden über eine Übernahme an. Die Kommune betreibt bereits das Leopoldina-Krankenhaus.
Der Gutachter empfiehlt angesichts der Krankenhausreform des Bundes und einer dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in beiden Häusern eine Zusammenführung. Dabei könnten Betriebsstätten und Arbeitsplätze erhalten werden.
Laut einer gemeinsamen Pressemitteilung hat die Veräußerung an eine private, überregionale Klinikgruppe keine Priorität, die Stadt Schweinfurt sei der Wunschpartner für den Orden. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remele (CSU) versprach faire Verhandlungen an. Die Möglichkeiten der Stadt seien jedoch begrenzt.
Ein Verbundmodell mit zwei unabhängigen Trägern sei nicht mehr umsetzbar, hieß es. Sonst müssten wegen des Verlusts ganzer medizinischer Leistungsbereiche Patienten aus Schweinfurt künftig nach Würzburg, Fulda und Bamberg ausweichen. Unter einer Trägerschaft könnte das künftige Krankenhaus mit seinen beiden Standorten als Maximalversorger in der höchsten Versorgungsstufe angesiedelt werden.
Die vom Gutachter für den Orden empfohlene Rolle als Minderheitsgesellschafter kommt für die Erlöserschwestern nicht in Betracht. Eine gemeinsame Gesellschaft mit der Stadt “würde unserer Identität und unserem christlichen Auftrag zuwiderlaufen”, erklärte Generaloberin Monika Edinger. Ein “unlösbarer Interessenkonflikt” würde etwa im Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen konkret werden. Edinger kündigte zugleich an, dass die Schwestern in der ambulanten Pflege weiter Teil der Gesundheitsversorgung in Schweinfurt blieben. Auch werde die Kongregation eine Weiterführung ihrer Pflegeschule prüfen.
Das städtische Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt hat 669 Betten und etwa 2.300 Beschäftigte, Sankt Josef 272 Betten und rund 750 Mitarbeitende. Zusammen werden jedes Jahr rund 100.000 Patientinnen und Patienten ambulant und stationär behandelt.